Berlin: (hib/SKE) In welchem Maße die Finanzmarktkrise die Kulturförderung in Deutschland beeinflussen wird, ist noch unsicher. Die zur öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Kultur und Medien geladenen Experten waren sich am Mittwochnachmittag jedoch einig, dass sowohl die öffentliche als auch die private Förderung gefährdet ist.
Barbara Lison, die Präsidentin des Verbandes Bibliothek und Information Deutschland, sagte, von dem drohenden Wegfall privater Spenden könnten im Bibliotheksbereich vor allem wissenschaftliche Einrichtungen betroffen sein. "Hier spielt private Förderung vor allem beim Einkauf von Beständen oder bei der Restaurierung eine Rolle", so Lison. Die Mitarbeiter der Stadtbüchereien freuten sich einerseits auf Gelder aus dem Konjunkturpaket II. Andererseits fürchteten sie Einsparmaßnahmen, da die Kulturförderung zu den freiwilligen Leistungen der Kommunen zähle und somit reduziert werden könne.
Der Vorsitzende des Kulturausschusses der Kultusministerkonferenz, Toni Schmid, prophezeite Probleme für Großveranstaltungen und Projekte. "Hier geht privates Engagement hin, also werden wir hier als erstes einen Rückgang spüren", sagte Schmid. Eine Reduzierung der Eintrittspreise werde nicht notwendigerweise mehr Besucher in die Theater bringen. Aus München wisse er, "die teuren Karten gehen immer weg, da kann man auch noch drauflegen. Die preiswerten versuchen wir zu belassen, aber die verkaufen sich auch schlechter". Hierin stimmte ihm Klaus Hebborn, Beigeordneter für Bildung, Kultur und Sport des Deutschen Städtetages, zu. Die Nachfrage nach Tickets sei ungebrochen. Wichtig sei eine differenzierte Politik. "Museen haben sehr gute Erfahrungen mit eintrittsfreien Abenden oder Tagen gemacht, dadurch verdienen sie sogar mehr, weil die Besucher später wiederkommen", so Hebborn. Reduzierte Kartenpreise belasteten aber auch die Kommunen. Die kulturelle Bildung, so Hebborn, sei durch die Finanzmarktkrise jedoch gefährdet.
Hebborn bezweifelte, dass die Aufnahme eines Staatszieles Kultur ins Grundgesetz unmittelbare Auswirkungen auf die Finanzierung von Kultur haben würde. Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutsches Kulturrates, war der Meinung, dass insbesondere in Krisenzeiten die Benennung dieses Staatszieles ein positives Signal wäre. "Auch wenn es kein juristisch einklagbarer Titel wäre, wäre es ein Signal, dass die Kultur nicht zum Zahlmeister wird", sagte Zimmermann.
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