Nüchtern präsentiert sich die WM-Stadt Hamburg im Internet, fast ein wenig steif. Doch hat es Charme, dieses Understatement, weil es sich aus Selbstbewusstsein speist. Nach Hamburg muss man niemanden locken, an der Alster weiß man, was man wert ist. Nicht nur in Sachen Fußballkultur hat man hier jede Menge zu bieten. Der HSV stellt eine Fußball-Mannschaft, die drei Mal deutscher Meister war und als einziger Verein seit der Gründung der Bundesliga niemals aus der Ersten Liga abstieg. Kultstatus genießt der FC St. Pauli, eine hochkarätige Mannschaft, die derzeit in der Regionalliga spielt.
Natürlich hat sich der Gastgeber einiges einfallen lassen, um WM-Gäste zum Staunen zu bringen: eine schwimmende Bühne auf der Binnenalster, Musikinstallationen, beleuchtete Wasserspiele. Hunderte "Blue Goals", blau fluoreszierende Tore, sollen die Straßen nachts illuminieren. Der Hafen, das große Kapital Hamburgs, spielt ebenfalls seine Rolle. Das kuriose, beim alljährlichen Hafengeburtstag aufgeführte Ballett der Schleppschiffe wird in diesem Jahr an zwei Wochenenden während der WM aufgeführt, fußballgerecht zum "Schlepper-Dribbeln" erweitert.
Die WM-Spiele werden in der neuerbauten AOL-Arena stattfinden, die im Jahr 2000 eröffnet wurde - an jenem Ort, an dem vorher das Volksparkstadion stand. Während der WM wird sie "Stadion Hamburg" heißen und 50.000 Sitzplätze umfassen. Wenn Spiele hier in ihre heiße Phase gehen, werden die Besucher von Auswärts ihr Klischee vom angeblich so kühlen Norddeutschen wohl revidieren müssen. Gleich beim ersten Spiel wird es spannend. Am 10. Juni geht es sofort mit einem WM-Anwärter los: Das große Fußball-Land Argentinien spielt gegen den kleinen, aber sehr erfolgreichen Neuling Elfenbeinküste.
Mirko Heinemann