Aus dem Nichts erschien im Jahr 2001 Hans-Peter Raddatz auf dem deutschen Buchmarkt mit seiner Veröffentlichung "Von Gott zu Allah". In den darauf folgenden fünf Jahren legte der promovierte Orientalist und "Wirtschaftsanalytiker", der über lange Zeit "die Nahostinteressen internationaler Banken und Unternehmen" vertreten hatte, fünf weitere voluminöse Werke über Allah und den Terror, die Rolle der Frauen im Islam und die Türkei als Bedrohung für die EU vor. In dem jüngsten Band geht es um den Iran, seine Kultur, Religion und Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Mit diesem Thema haben sich bereits viele Wissenschaftler und Publizisten vor ihm auf eine nutzbringendere Art und Weise beschäftigt. Kurz: Etwas Neues über den Iran erfährt der Leser nicht. Dafür transportiert der Autor Werturteile und viele subjektive, um nicht zu sagen irrationale, Botschaften: So bezeichnet er Präsident Chatami schlicht als einen "überschätzten Scharlatan". Dass die "Mullahkratie" korrupt ist, hat sich schon länger herumgesprochen. Dass die Islamische Revolution das schiitische Ideal der Gerechtigkeit propagierte und daran scheiterte, hat ebenfalls keinen Neuigkeitswert mehr. Dass das öl- und gasreiche Iran wirtschaftlich ruiniert ist, konnte man des Öfteren nachlesen ebenso wie die Tatsache, dass eine Atommacht Iran unter der gegenwärtigen Führung eine Gefahr für die Existenz des Staates Israels wäre. Dagegen lässt aufmerken, dass im wissenschaftlichen Apparat und in der langen Literaturliste die Arbeiten international renommierter Autoren fehlen. Beispielsweise wird Wilfried Buchta, einer der besten Kenner Irans und des Schiismus, nicht erwähnt. Immerhin findet sich ein "Internationales Freimauer-Lexikon".
Dass es Raddatz an Objektivität mangelt, wird deutlich, wenn er Autoren zitiert, deren Meinung er nicht teilt. Anstatt sich mit deren Argumenten sachlich auseinanderzusetzen und sich um ein ausgewogenes Urteil zu bemühen, greift der Autor lieber an. Zugleich erschweren sein komplizierter Stil und mitunter chaotische und nicht immer nachvollziehbare Gedankengänge die Lektüre unnötig. Quellenhinweise fehlen zu oft.
Wie bereits in seinen früheren Büchern, so gibt es auch in dieser aktuellen Veröffentlichung einen roten Faden: Am Ende steht die scharfe Kritik an den westlichen Orientalisten und Islamwissenschaftlern, denen er vorwirft, den Dschihad, also den Heiligen Krieg der Muslime, zu verharmlosen. Seine Botschaft ist einfach: Danach unterwandert der Islam unsere demokratischen, westlichen Gesellschaften, indem er langsam aber sicher die Führungsebenen aller Institutionen unter seine Kontrolle bringt. Selbstverständlich muss dieses Vorhaben gestoppt werden. Die Wissenschaftler, die seine Verschwörungstheorie nicht teilen und nicht bereit sind, den Islam als den Feind der Menschheit zu akzeptieren, nennt Raddatz nur "Allahs ‚nützliche Idioten'".
Allerdings sollte ein derart differenzierter Autor schon wissen, dass die Hafenstadt Batumi nicht am Kaspischen, sondern am Schwarzen Meer liegt.
Hans-Peter Raddatz: Iran. Persische Hochkultur und irrationale Macht. Herbig Verlag, München 2006, 288 Seiten. 19,90 Euro.