Wenn die Vereinten Nationen im Mai in Bonn über Maßnahmen gegen den Verlust der globalen Artenvielfalt beraten, wird es auch um den Anteil der Wirtschaft gehen. Sie ist Teil des Problems und muss deshalb auch Teil der Lösung sein. Schon allein die explosionsartig zunehmenden Warenströme als Folge der globalen Arbeitsteilung haben gravierende Auswirkungen. Wenn China, Indien, Vietnam weiter wachsen, brauchen sie dafür eine Infrastruktur, die Flächen frisst und Rückzugsgebiete vieler Tier- und Pflanzenarten zerstört. Vor unserer Haustür bedrohen Elbvertiefung, Ausbau der Mittelweser und Verdichtung des Autobahnnetzes weitere Arten.
Theoretisch ist längst die Einsicht da, dass die Zerstörung natürlicher Ressourcen auch die Produktionsbedingungen der Wirtschaft bedroht. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel möchte für seine Kampagne zum Artenschutz die Unternehmen mit ins Boot holen. Ihm bleibt auch gar nichts anderes übrig, denn er hat kein Geld. Klappen wird das allerdings nur, wenn Konzepte entwickelt werden, von denen beide Seiten profitieren. Die vom Umweltministerium formulierten Ziele zur Biodiversität sind anspruchvoll und gehen weit über PR-Gags hinaus. Sie lassen allerdings viel Spielraum für Unverbindlichkeit. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass Unternehmen ihr Engagement für den Artenschutz auch für Marketing nutzen. Aber eine gewisse Ernsthaftigkeit und die Bereitschaft zu langfristigem Engagement sollten Voraussetzung sein.