Die hessischen Grünen sind derzeit als Mehrheitsbeschaffer gefragt und dürfen andererseits ihr Profil nicht verwässern. Wie gehen Sie damit um?
Ich sehe unsere Situation zugleich als Chance und Risiko. Wir können erstmals seit Langem wieder grüne Inhalte in Hessen durchsetzen und entscheiden am Ende, wer sich im Landtag durchsetzt. Wir müssen allerdings auch darauf achten, dass wir uns für die Öffentlichkeit und unsere Basis sichtbar weiter entlang unserer grünen Inhalte bewegen.
Wie ernst nehmen Sie die Avancen von Ministerpräsident Roland Koch gegenüber Ihrer Partei?
Wer im Januar von Windkraftmonstern spricht und im März die Energiewende in Hessen einläuten möchte, von dem weiß man nicht, was er im Juli verkünden wird. Insofern bezweifle ich, dass die CDU ernsthafte Absichten hat. Roland Koch möchte zwar sein Image ändern, weil er weiß, dass er so nicht weiter machen kann, aber nicht seine Politik. Von Regierungserklärungen und schönen Reden können wir uns nichts kaufen. Und eine Bereitschaft zu realen Veränderungen kann ich bei der Union nicht erkennen.
Ist die hessische SPD mit Andrea Ypsilanti an der Spitze noch eine Partei, mit der man siegen kann?
Diese Frage kann nur die SPD beantworten. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Sozialdemokraten erst einmal innerparteiliche Geschlossenheit und damit Regierungsfähigkeit herstellen müssen, die sie im Moment nicht haben. Aber noch einmal: Das liegt nicht an uns.
Der hessische FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn empfiehlt Ihnen mit Blick auf Hamburg die Öffnung zur bürgerlichen Mitte.
Ich wundere mich immer, wenn Jörg-Uwe Hahn so begeistert das Modell Hamburg bringt, immerhin ist dort die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. In Hamburg gab es nur die Wahl zwischen einer großen Koalition und einem schwarz-grünen Bündnis. Deswegen haben meine Parteifreunde dort diesen Weg versucht - entlang der grünen Inhalte. Aber Hamburg ist nicht Hessen. Und Ole von Beust ist nicht Roland Koch.
Wie sehen Sie die Chancen, einen funktionsfähigen Haushalt für das Jahr 2009 zu verabschieden?
Ich bezweifle, dass die geschäftsführende Landesregierung das überhaupt möchte angesichts der Tatsache, dass sie den Haushaltsentwurf statt im September erst Ende 2008 und damit viel zu spät für fristgerechte Beratungen vorlegen will. Das, was da probiert wird, ist doch ganz offensichtlich: Koch möchte über einen gescheiterten Haushalt im kommenden Frühjahr öffentlichen Druck aufbauen um sein eigentliches Ziel - Neuwahlen im Juni - zu erreichen. Hier werden immer noch Parteiinteressen über Landesinteressen gestellt.
Die Fragen stellte
Jutta Witte.