SOWJETISCHE BESATZUNGSZONE
Weshalb eine gesamtdeutsche Währungsreform scheiterte
Auch in Ostdeutschland hat es eine Währungsreform gegeben. Sie war jedoch eher eine Reaktion auf die Ankündigung einer solchen Reform in den drei Westzonen, und das Geld, mit dem die ostdeutsche Bevölkerung zunächst zahlen sollte, wurde von ihr spöttisch als "Tapetenmark" abgetan: Die neue Währung bestand nämlich zunächst aus Kupons, die auf die Reichsmarkscheine aufgeklebt wurden. Inhaltlich wurde mit der "Reform" die weitere Ausrichtung auf den Sozialismus vorangetrieben.
Lange hatten die vier Alliierten gemeinsam über eine Währungsreform für Deutschland nachgedacht. Vordringlich war dieses Thema jedoch bei keiner der Siegermächte, denn alle waren zunächst daran interessiert, jederzeit ihre Besatzungskosten finanzieren zu können. Zu diesem Zweck hatte die Sowjetunion schon im Mai 1945 alle Banken in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) geschlossen und alle Bankguthaben gesperrt. Die Umgestaltung der Wirtschaft wurde vorangetrieben, indem private Unternehmen mit bis zu 95 Prozent Steuern belegt wurden, während die entstehenden "volkseigenen Betriebe" nur die Körperschaftsteuer von 65 Prozent zahlen mussten.
Mit den westlichen Verbündeten konnte man sich nicht auf wesentliche Fragen einigen, etwa die des Banknotendrucks, der zentral in Berlin vorgesehen war. Das war im Jahr 1947. Von da an bereitete man sich sowohl auf amerikanischer als auch auf sowjetischer Seite auf separate Währungsreformen vor. So wurden eben da schon die Kupons gedruckt, die bei einer Währungsreform auf westlicher Seite rasch auf die Reichsmarkscheine geklebt werden konnten. Denn mit der Ankündigung der Währungsreform in den westlichen Zonen war ja auch eine Entwertung der Reichsmark verbunden, die dann in die SBZ einzuströmen drohte. Mit Befehl vom 19. Juni 1948 verbot die Sowjetische Militäradministration deshalb auch die Einfuhr der neuen DM-Noten und der alten Reichsmark-Noten in ihr Besatzungsgebiet.
Der Streit eskalierte über Berlin: Die ganze Stadt sollte nach dem Willen der sowjetischen Besatzungsmacht in den ostdeutschen Währungsraum eingebunden werden. Als die Westmächte daraufhin West-Berlin in den Geltungsbereich der DM (West) anordneten, begann die Blockade der Land- und Wasserwege nach West-Berlin, die die USA mit der Einrichtung der Luftbrücke beantworteten.
Das Kupongeld wurde zwischen dem 24. und 28. Juni 1948 an die Bevölkerung in der SBZ ausgegeben. Ein Kopfgeld von 70 DM (Ost) wurde dem Einzelnen zur Verfügung gestellt, das übrige Bargeld im Verhältnis eins zu zehn umgetauscht. Das gesamte Altgeld musste bei den Kreditinstituten abgeliefert werden, die Guthaben wurden nach gestaffelten Umtauschsätzen umgestellt. Dabei sollten die kleinen Sparer bevorzugt werden. Doch wurde dies recht willkürlich gehandhabt. Die volkseigenen Betriebe wurden wieder stark gegenüber den privaten bevorzugt. So mussten private Unternehmen, aber auch Privatleute nachweisen, dass Reichsmarkbestände von mehr als 5.000 Mark nicht aus "Kriegs- oder Spekulationsgewinnen" stammten. Die Kontrolleure konnten entscheiden, ob das Geld zehn zu eins abgewertet oder ganz ohne Entschädigung eingezogen wurde.
Zwischen dem 5. und dem 28. Juli wurde das "Tapetengeld" im Verhältnis eins zu eins in neue "Deutsche Mark"-Noten umgetauscht, die von der "Deutschen Notenbank" ausgegeben wurden. Erst nach zwei weiteren Änderungen 1957 und 1968 hieß die Währung schließlich "Mark der DDR". Anders als in Westdeutschland aber war mit der Währungsreform nicht eine grundlegende Reform verbunden: Der Preis- und Lohnstopp wurde beibehalten, die Waren wurden weiterhin zentral bewirtschaftet. Ein Anreiz zur stärkeren Produktion von Gütern fehlte also, der dann ja maßgeblich war für die Entwicklung der Bundesrepublik.
Die beiden Währungen waren zwar nicht der Anfang der Spaltung Deutschlands. Diese hatte wegen politischer Differenzen schon vorher begonnen. Doch wurde Deutschlands Weg in die Zweistaatlichkeit damit offenbar.