Soziale dienste
Anbietern gehen Kunden verloren, aber es ergeben sich auch Chancen
Altwerden in den eigenen vier Wänden, das gewohnte Umfeld trotz Alzheimer behalten, ohne dabei Angehörige mit 24-Stunden-Pflege zu überfordern: Für viele alte Menschen, die allein ihr Leben nicht mehr meistern können, und vor allem für deren Angehörige gewährleisten Hilfskräfte aus Osteuropa häufig genau das - und kosten einen Bruchteil eines professionellen Pflegedienstes oder eines Heimplatzes.
Was für die Betroffenen das große Glück sein kann, stellt für die professionellen Pflegeanbieter in Deutschland ein wachsendes Problem dar. Die Rechnung ist einfach: Wer sich privat pflegen lässt, braucht keinen professionellen Dienst oder einen Heimplatz.
"Die illegale private Pflege zu Hause ist eines der größten Probleme, mit dem wir derzeit zu kämpfen haben", konstatiert Bernd Tewes, Geschäftsführer des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Sein Verband vertritt rund 5.300 private, meist kleine mittelständische Pflegedienste und stationäre Einrichtungen. Der bpa schätzt, dass seinen Anbietern jährlich bis zu 250.000 Kunden oder potenzielle Kunden durch die teilweise legale, zu einem großen Teil aber illegale Konkurrenz verloren gehen. Viele Einrichtungen hätten Beschäftigte entlassen müssen, klagt Tews. Illegal werden die meist aus Osteuropa stammenden "Perlen", wenn sie nicht nur als Haushaltshilfe arbeiten - das ist erlaubt -, sondern die Pflege der Alten übernehmen.
Gabriele Osing vom Arbeiter-Samariter-Bund, bundesweit mit gut 200 ambulanten Pflegediensten und 124 Altenheimen einer der großen professionellen Anbieter der Altenpflege, beurteilt die Konkurrenz aus dem Ausland nicht nur negativ. "Natürlich gehen uns leider Patienten verloren, das ist ein großes Probelm", sagt sie, "aber man muss auch deutlich sagen: Wir haben in dieser Beziehung kein adäquates Angebot." Mit Blick auf das Wohl der Patienten dürfe man die Haushaltshilfen, wenn sie als solche arbeiteten, nicht generell verteufeln. "Wenn es eine Kombination aus permanent präsenter Haushaltshilfe und ambulantem Pflegedienst gibt, der alles Pflegerische übernimmt, ergibt das häufig eine sehr erfolgreiche Lösung." Teilweise arbeiteten Dienste und ausländische Haushaltshilfen Hand in Hand. Zu personellen Konsequenzen sei es beim ASB aufgrund der Konkurrenz aus dem Ausland bisher nicht gekommen. Ähnlich stellt sich die Situation für andere Anbieter sozialer Dienste wie die Caritas, das Diakonische Werk und die Arbeiterwohlfahrt dar.