Die Pflegereform sieht jährliche, unangemeldete Kontrollen in Heimen und bei ambulanten Diensten vor - reicht das, um die Missstände zu bekämpfen?
Eine Verbesserung ist das in jedem Fall - vorher erfolgten die Kontrollen im Schnitt alle fünf Jahre. Vor allem aber werden wir die Ergebnisse der Kontrollen gut verständlich mit Ampelfarben oder anderen Symbolen veröffentlichen. Dies erhöht den Druck auf Heimbetreiber und Pflegedienste, noch bessere Arbeit zu leisten.
Was heißt das detailliert und wo finde ich diese Informationen?
Wir werden beispielsweise veröffentlichen, ob die Einrichtungen Probleme mit Stürzen, Druckgeschwüren und Mangelernährung haben. Und wir werden veröffentlichen, was getan wird, um dies zu vermeiden. Außerdem werden wir darstellen, ob eigene Möbel in Heime mitgenommen werden können und wie es um die Zufriedenheit der Heimbewohner steht. All diese Informationen werden im Internet, über die Medien und in Broschüren zur Verfügung gestellt. Sehr viele Heime haben da wenig zu befürchten, aber leider gibt es auch in dieser Branche Einrichtungen, die den Anforderungen nicht gerecht werden.
Stößt das nicht auf Widerstand bei den Heimbetreibern?
Auf Begeisterung stößt das nicht, aber insgesamt ist den Beteiligten klar, dass sich immer mehr Menschen darüber Gedanken machen, was aus ihnen als Pflegefall wird. Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit und der politische Druck haben da glücklicherweise enorm zugenommen.
In der Debatte ist oft nur von Heimen die Rede, obwohl sich die meisten Menschen das anders wünschen. Wie steht es um die häusliche Pflege?
Durch die Pflegestützpunkte mit einem umfangreichen und erweiterten Beratungsangebot bekommen Angehörige mehr Unterstützung. Gerade für die häusliche Pflege ist es positiv, dass Angehörige sich jetzt bis zu sechs Monate unbezahlt, aber sozialversichert von der Arbeit freistellen lassen können. Im akuten Pflegefall können zehn Tage unbezahlte Pflegezeit genommen werden.
Sie klingen zufrieden -gibt es keinen Nachbesserungsbedarf?
Die Reform sehe ich positiv, trotzdem bleiben zwei große Kritikpunkte: Erstens ist es der Großen Koalition nicht gelungen, die Pflege durch eine nachhaltige Finanzreform dauerhaft auf ein stabiles Leistungsniveau zu bringen. Spätestens ab 2012 wird die Finanzdebatte wieder losgehen. Zweitens richtet sich der Pflegebedarf immer noch zu einseitig an körperlichen Gebrechen aus. Notwendig ist ein erweiterter Pflegebegriff.
Die Fragen stellte
Eva Haacke.