Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik wurde nach einer Bundestagswahl eine Regierung komplett abgelöst. Die SPD erhielt 40,9 Prozent der Wählerstimmen, Bündnis 90/Die Grünen kamen auf 6,7 Prozent der Stimmen. Insgesamt 345 von 669 Abgeordnete dieses 14. Bundestages gehörten damit einer der beiden Parteien an.
Die von Stimmergebnissen über 40 Prozent verwöhnte CDU/CSU erhielt mit 35,1 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949. Nach 16 Jahren mit Bundeskanzler Helmut Kohl an der Macht reichte es nicht mehr für eine Koalition mit der FDP: Beide Regierungsparteien mussten auf die Oppositionsbank. Unter dem Führungsduo Gerhard Schröder (SPD), vormals niedersächsischer Ministerpräsident, als Bundeskanzler und dem Bündnisgrünen Joschka Fischer als Vize-Kanzler und Außenminister gelang dann die erste rot-grüne Regierungskoalition auf Bundesebene.
Lange Jahre befanden sich die Fraktionen im Bundestag in einem komfortablen Drei-Parteien-System: Eine der beiden großen Parteien CDU/CSU oder SPD stellte den Kanzler, die FDP diente als Mehrheitsbeschaffer und Juniorpartner einer Regierungskoalition. Eine erste Zäsur in dieser "Bonner Arithmetik" stellte 1983 der Einzug der neu gegründeten Partei DIE GRÜNEN in den Bundestag dar. Ein weiterer Einschnitt kam nach der Bundestagwahl 1998 hinzu: Die aus der ostdeutschen SED hervorgegangene Partei "PDS" erreicht mit 5,1 Prozent erstmals Fraktionsstatus. Damit sollten von nun an fünf Parteien im Parlament vertreten sein. Mit Wolfgang Thierse (SPD) wurde außerdem erstmals ein Ostdeutscher in eines der höchsten Staatsämter gewählt.