Als die Soldaten des deutschen Kaiserreichs jubelnd in den Ersten Weltkrieg zogen, kämpfte die sozialdemokratische Partei in den neutralen Niederlanden bereits erfolgreich für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Die Geschichte der beiden Nachbarländer unterscheidet sich nicht nur in dieser Periode erheblich voneinander. In den Niederlanden war das 20. Jahrhundert geprägt von großer politischer Kontinuität bei gleichzeitigem Wandel, von Pragmatismus, Dekolonisierung und der ständigen Suche nach Konsens.
Wer sich mit der Geschichte der Niederlande beschäftigen will, dem sei die hervorragende Gesamtdarstellung von Friso Wielenga empfohlen. Wielenga, Direktor des renommierten "Haus der Niederlande" in Münster, führt den Leser souverän durch eine Fülle von Fakten und komplexen Zusammenhängen. Differenziert, übersichtlich gegliedert und klar formuliert, bietet die Studie zu jedem Zeitabschnitt überdies einen fundierten Überblick über den aktuellen Forschungsstand. Die Darstellung reicht bis in die Gegenwart und schließt damit eine Lücke in der deutschen Niederlande-Forschung.
Die Niederlande. Politik und politische Kultur im 20. Jahrhundert.
Waxmann Verlag, Münster 2008; 399 S., 24,90 ¤