Die Zahlen, die Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) am 15. Oktober dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vorstellte, sind alarmierend: Durch die steigenden Lebensmittelpreise sind in diesem Jahr fast 100 Millionen Menschen zusätzlich von Hunger bedroht. Zugleich habe die Finanzkrise schwere Auswirkungen auf die Entwicklungsländer - und das, obwohl ihre eigenen Finanzmärkte relativ stabil seien, erklärte die Ministerin.
Im Klartext: Die Länder hätten schlechtere Chancen, Kredite zu bekommen. Zudem müssten sie höhere Aufschläge in Kauf nehmen. Problematisch sei zudem der Exportbereich, weil die Nachfrage in den Industrieländern, besonders in den USA, sinke. "Wenn da nicht gegengesteuert wird, steigt die Gefahr von wachsender Armut und Konflikten", mahnte Wieczorek-Zeul. Gerade erst habe die Weltbank neue Zahlen veröffentlicht: Danach hätten sich die realen Austauschverhältnisse (Terms of Trade) in Kumulation der Krisen in 25 Entwicklungsländern stark verschlechtert. Dies bedeute Einbußen von etwa 5 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens (BNE).
In Accra (Ghana), auf der Internationalen Konferenz zur Wirkung von Entwicklungshilfe im September, hätten daher noch einmal alle Teilnehmer an die Geberländer appelliert, die Zusagen zur Entwicklungszusammenarbeit unbedingt einzuhalten. "Damit leisten wir einen Beitrag zur Stabilität in den betroffenen Ländern, aber auch weltweit", so Wieczorek-Zeul.
Optimistisch zeigte sich die Ministerin hinsichtlich neuer Finanzhilfen. So plane die EU, den Entwicklungsländern zur Bewältigung der Ernährungskrise eine weitere Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Ein Vorschlag von EU-Präsident Manuel Barroso, dieses Geld aus den Mitteln für die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) aufzuwenden, werde derzeit diskutiert.