EU-SPRACHEN
Bundestag fordert von Brüssel neue Übersetzungsstrategie
Der rumänische EU-Kommissar für Vielsprachigkeit Leonard Orban war sichtlich begeistert: "Man sieht die Welt in anderen Farben, ist toleranter gegenüber anderen und eher bereit, Kompromisse einzugehen", sagte Orban, als er vergangene Woche anlässlich der Frankfurter Buchmesse die neue EU-Strategie zur Förderung sprachlicher Vielfalt vorstellte.
In seiner Brüsseler Generaldirektion nimmt er es mit diesem heren Ziel aber nicht immer ganz genau. Denn trotz anders lautender Versprechungen bekommt der Bundestag viele wichtige EU-Dokumente noch immer nicht auf deutsch vorgelegt. Um die oftmals technischen und schwierigen Sachverhalte verstehen zu können, ist aber eine Übersetzung unerlässlich. Derzeit liegen daher knapp 50 Vorlagen, beispielsweise aus den Bereichen Haushalt und Finanzen, auf Eis.
Bei seinem Antrittsbesuch im Bundestag im April 2007 hatte Orban eine grundlegende Überarbeitung der Übersetzungsstrategie angekündigt. Die aber fehlt bis heute. Zwar hat die Kommission im September 2008 eine Mitteilung zur Mehrsprachigkeit herausgegeben. Auf die sprachlichen "Missstände" wird darin aber nicht eingegangen.
CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen forderten daher in einem gemeinsamen Antrag ( 16/9596), dass das für 2008 zugesagte Dokument jetzt endlich vorgelegt werden soll. Auch die Linke unterstützte bei der Abstimmung im Plenum am 16. Oktober den Antrag. Neben einer stärkeren Beteiligung der Mitgliedstaaten fordern die Abgeordneten auch, dass die Entscheidung, was vom Brüsseler Sprachendienst übersetzt wird, auch von der politischen Bedeutung abhängig gemacht werden soll.
Offiziell gibt es in der EU 23 Amtssprachen und drei Arbeitssprachen, neben englisch und französisch auch deutsch - die Sprache, die vor allem nach der EU-Osterweiterung 2005 zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.