Man kann Hartmut Mehdorn einiges anlasten, nicht aber den Oktobercrash an den Weltbörsen. Seit acht Jahren bastelt der Bahnchef am Börsengang "seines" Unternehmens. Wo er sich Feinde machen konnte, hat er sich Feinde gemacht - auch im Parlament. Daran gemessen grenzt es an ein Wunder, dass er überhaupt der Börse so nahe kommen konnte. Und dann vereiteln ausgerechnet diejenigen den Börsengang, die Kritiker der Privatisierung am meisten fürchteten: die Kapitalmärkte.
Für das Projekt Börsengang ist die Verschiebung nicht ohne Tragik. Immerhin hatten Regierung, Bahn und Parlament ja nach zähem Ringen einen Kompromiss gefunden, der so schlecht nicht war. Nur die Transporttöchter der Bahn sollten an die Börse, das Schienennetz wäre in Staatshand geblieben. Nach Ablauf der Verträge Mehdorns und seines Finanzchefs hätten die beiden Sparten sogar eine komplett unterschiedliche Führung haben können.
All das steht nun in Frage. Die Bahn ist zwar noch unterwegs, aber ihr Ziel ist ungewiss. Im schlimmsten Fall heißt es: Endstation Irgendwann. Schafft die Bahn es nicht bis Anfang 2009 an die Börse, dürfte das Vorhaben einstweilen gelaufen sein. Eine schwache Konjunktur wird die Bahn-Bilanz trüben, damit auch das Interesse privater Investoren. Auch steht schon der nächste hässliche Tarifstreit vor der Tür. Das Umfeld ist absehbar schlecht, viel schlechter als es in diesem Herbst gewesen wäre. Wäre, hätte, könnte. Alle Debatten über Ob und Wie der Privatisierung brechen damit neu auf, auch im Bundestag. Kritiker der Börsenpläne gibt es dort genug. Ob sie freilich in einem neuen Anlauf ein wesentlich besseres, für alle Seiten akzeptables Modell für die Privatisierung finden, das darf bezweifelt werden.