Dass Hitler zum Einschlafen eine Wärmflasche brauchte oder am liebsten Apfel- und Kümmeltee trank, ist der Nachwelt bisher verborgen geblieben. "Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter", der nunmehr 91-jähirge Rochus Misch, verrät es uns in seiner derzeit äußerst erfolgreichen Autobiografie. Das Faszinierende an seinen Erinnerungen sind aber nicht intime Details aus dem Privatleben des "einfachsten Mannes", den er jemals kannte, oder Enthüllungen über die letzten Tage im Führerbunker. Sondern es ist der ebenso nüchterne wie persönliche Blick, mit dem der Waisenjunge seinen eher zufälligen Aufstieg vom einfachen Malergesellen zum SS-Mann in Hitlers Begleitkommando beschreibt.
Aus der mittlerweile meterlangen Reihe von NS-Memoiren ragen seine heraus, weil er seine Erlebnisse und sein Verhalten nicht beschönigt, nicht verdammt, aber auch nicht kritisch hinterfragt. Er bleibt seiner Rolle als "unpolitischer" Diener des NS-Systems auch im Rückblick auf eine geradezu erschütternde Art und Weise treu. Das macht seine Worte und seine Person so glaubwürdig und belegt erneut wie banal das Böse ist und wie naiv oder blind man sein musste, um beides nicht zu erkennen.
Der letzte Zeuge. "Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter."
Pendo Verlag, München 2008; 336 S., 19,90 ¤