FÖRDERUNG
Mit EU-Programmen können junge Leute ins Ausland. Nicht alle werden erreicht
Seit Oktober ist die 19-jährige Stella inzwischen in der spanischen Kleinstadt Alcobendas in der Nähe Madrids. Neun Monate lang soll sie als Teilnehmerin am Europäischen Freiwilligendienst (EFD) im örtlichen Jugendzentrum "IMAGINA Casa de la Juventud" mitarbeiten. "Also am Anfang hab ich echt nur Bahnhof verstanden, aber jetzt geht's schon so einigermaßen", schreibt sie in ihrem Blog kurz nach ihrer Ankunft. "Bin jetzt auch echt froh, dass das ganze bürokratische Zeugs erledigt ist, heute waren wir auf der Bank, Konto eröffnen, aufm Rathaus ist auch schon alles ok, neue Handynummer auch schon besorgt, jetzt kann's also losgehen!!!" Einen Monat später dolmetscht sie bereits zwischen einem spanischen Kollegen und einer isländischen Freiwilligen. Im Jugendzentrum stellt sie den Europäischen Freiwilligendienst vor - in einem zwanzigminütigen Vortrag auf Spanisch.
Wer wie Stella nach dem Abitur als Teilnehmerin des Europäischen Freiwilligendienstes ins Ausland will oder beispielsweise ein Theaterseminar mit deutschen, slowenischen und portugiesischen Jugendlichen organisieren möchte, kann auf finanzielle Unterstützung von der Europäischen Union hoffen. Mit dem Programm "Jugend in Aktion" werden vor allem internationale Jugendprojekte für 13- bis 30-Jährige unterstützt. 885 Millionen Euro lässt sich Brüssel das kosten, allerdings verteilt auf sieben Jahre und 27 Mitgliedsländer. Für Deutschland heißt das etwa 10 Millionen Euro im Jahr. Das reicht für etwa 800 Projekte, sagt Andreas Klünter. Er arbeitet bei "Jugend für Europa", der sogenannten Nationalagentur von "Jugend in Aktion" in Deutschland. Diese koordiniert von Bonn aus die Verteilung der Gelder.
Wie viele andere Organisationen hat auch "Jugend für Europa" Probleme, mit seinen Programmen benachteiligte Jugendliche zu erreichen. Beispiel Europäischer Freiwilligendienst: Vor allem Abiturienten, die zwischen Schule und Studium Auslandserfahrungen sammeln möchten, bewerben sich dafür. Nur 14 Prozent der Teilnehmer zwischen 2000 und 2006 waren sozial benachteiligte Jugendliche. Seit einiger Zeit versucht "Jugend für Europa" auch Jugendliche nach ihrer Ausbildung für ein Jahr im Ausland zu begeistern.
Für "Jugend in Aktion" können sich kirchliche Jugendgruppen, Jugendzentren, Uni-Gruppen aber auch Freundeskreise ganz ohne Vereinsstatus bewerben. Die Aussichten auf eine finanzielle Förderung sind gut: "Etwa zwei Drittel der eingereichten Anträge werden bewilligt", sagt Andreas Klünter.
Obwohl die Europäische Union gegen ihr Bürokraten-Image kämpft, scheint eine Bewerbung zunächst eher kompliziert: Das Antragsformular für den Europäischen Freiwilligendienst etwa ist 25 Seiten lang, das "Programm-Handbuch 2009" ganze 153 Seiten. Gleichzeitig bemühen sich die Mitarbeiter von "Jugend in Europa", Antragsteller nicht in einem Wust von Formularen verlorengehen zu lassen und helfen gerne bei der Antragstellung.