Was hat der deutsche Bergbau nicht schon alles durchgemacht. Vom Garant des Wachstums zum schmuddeligen Kind, das niemand mehr haben möchte - und das innerhalb von wenigen Jahren. Da ändert auch der doppelte Herbert nichts dran: Herbert Wehner, der das Ruhrgebiet mit seinem "Pulsschlag aus Stahl" in den 1970er Jahren als "Herzkammer der Republik" bezeichnet hatte und Deutschlands Hymnen-Kumpel Herbert Grönemeyer, der noch heute aus jedem halbwegs gut sortierten CD-Regal vom "Grubengold" knödelt.
Mittlerweile ist das Gold zu Blech geworden. Deutsche Kohle kostet auf dem Weltmarkt einfach zu viel Kohle. Mit Bürgerkohle, dem sogenannten Kohlepfenning, sollte die Grubenkohle bis 1995 zwar noch zu halbwegs vertretbaren Preisen an den Ofen gebracht werden. Damit ist jetzt allerdings Schluss. Seit 2007 ist das Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland beschlossene Sache: 2018 soll der letzte von heute noch gut 27.000 Kumpeln in der letzten der heute noch betriebenen acht Zechen das Licht ausmachen. Wenn, ja wenn nicht ein letzter Rettungsversuch gelingt. 60 Jahre nach dem Original hofft die Branche auf ein zweites deutsches "Fräulein-Wunder" und lässt den weiblichen Reizen nun auch unter Tage freien Lauf. Erstmals dürfen Deutschlands Frauen in Bergwerken arbeiten.
Die Branche wittert Kohle mit den kohlemachenden Damen, schließlich gilt auch für andere Produkte: "Sex sells". Ob dies tatsächlich hilft, die deutsche Kohle weltweit wieder attraktiver zu machen, bleibt abzuwarten. Den Stollen der Hoffnung könnte - aus Eifersucht - lediglich die einzige Frau zum Einsturz bringen, die bisher einfahren durfte und damit die Henne in der Lore war. Wahrscheinlich ist das allerdings nicht. Weibliche Zickigkeit ist unter Heiligen selten. Das gilt auch für die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute. Glück auf!