ABGEORDNETE II
Axel Schäfer besucht Schulen und Senioren
Für Axel Schäfer beginnt der Arbeitstag heute mit dem Schulgong: Der Bundestagsabgeordnete aus Bochum plaudert mit Schülerinnen und Schülern der Albert-Einstein-Schule über sein Leben in der Politik. Lässig sitzt der 56-Jährige mit dem Kinnbart auf dem Pult, der politische Nachwuchs hört ihm auch zu dieser frühen Stunde aufmerksam zu. "Ich durfte vor dreißig Jahren Europawahlkampf machen, weil wir Jüngeren englisch sprachen", erzählt er. Das war zur Zeit Willy Brandts. Ob sie den Namen schon einmal gehört hätten? Ein uneindeutiges Grummeln geht durch die Reihen.
Normalerweise muss Schäfer nicht erklären, wer der SPD-Kanzler Brandt einmal war. Der gebürtige Frankfurter ist ein Berufspolitiker, der im europäischen Parlament saß, im Bundestag, im Parteirat der SPD, der Wahlkämpfe im Ruhrgebiet organisiert hat und zuletzt bei dem Parteiaustritt von Wolfgang Clement aus seinem Kreisverband auf allen Kanälen der Medien befragt wurde. Ein Typ, der gerne gefragt wird. "Es muss Spaß machen", sagt er.
Und so geht Schäfer in einer typischen Woche in seinem Wahlkreis zum Beispiel zu den gewerkschaftlich organisierten Senioren im Verkehrsverbund Rhein Ruhr, besucht eine zweite Schule, macht einen Spatenstich für eine Hauptschule in Wattenscheid und redet auf einer Veranstaltung des Bundesamtes für Migration. "Politiker ist man 24 Stunden am Tag", sagt er. Sein voll gepackter Terminkalender hat Axel Schäfer in der traditionellen SPD-Stadt bekannt gemacht.
Wenn nicht Plenarsitzungen in Berlin sind, besucht Schäfer mindestens einmal in der Woche Schulen in seiner Heimat - und lädt sie nach Berlin in den Bundestag ein. Die Teenager reden nicht lange um den Brei herum. "Wieviel verdienen Sie?", ist heute ihre erste Frage. "Mehr als Euer Schulleiter", sagt er und schiebt dann noch die exakte Zahl von 7.668 Euro brutto im Monat nach. Als er seine Netzkarte der Deutschen Bahn rumgehen lässt, mit der alle Abgeordneten bundesweit in der ersten Klasse reisen können, sind sie beeindruckt. Manchmal aber scheint die Gemeinsamkeit der Interessen doch eher gering zu sein. Nach seinem größten Erfolg befragt, erzählt Schäfer mit kleinen Freudenspitzen in der Stimme von der Stiepeler Dorfkirche in Bochum, die zukünftig Briefmarken zieren wird. "Es gab 800 Bewerbungen für nur 150 Marken-Motive. Ich habe den Beirat für Postmarken in zäher Kleinarbeit überzeugen können." Die Schüler kichern.
Bei dem Thema Europäische Union ist Schäfer in seinem Element. Er übergeht das erste Klingelzeichen und zeichnet an der Tafel das Zusammenspiel von Europäischem Rat und Europäischer Kommission an. "Welche Errungenschaft unterscheidet denn die EU von anderen Bündnissen auf der Erde?", fragt er und wirkt plötzlich selbst wie ein Lehrer. Die Schüler heben ihre Finger. Die Größe? Die Wahlen? Schäfer meinte die Absage an die Todesstrafe, die eine große Leistung sei. "Aber wenn einer andere tötet, hat er keine Würde mehr", widerspricht ein Schüler in Hip-Hop-Hosen. Dem stimmt Schäfer zu - ein Grund, diesen Menschen dafür zu töten sei es dennoch nicht. Die existenzielle Diskussion muss abgebrochen werden. Es klingelt ein zweites Mal, die Schüler klatschen. Sie haben nun große Pause. Axel Schäfer hingegen wird zur Gelsenkirchener Konferenz der NRW-SPD fahren.