BERUFSBILDUNG
Der Berufsbildungsbericht spricht von einem Überhang an Ausbildungsplätzen. Eine Studie sieht das kritisch
Über den aktuellen Berufsbildungsbericht 2009 ( 16/12640) wird erst in der kommenden Woche im Bildungsausschuss diskutiert, da kommen schon die ersten Zahlen, die eine Vorschau auf den nächsten bieten dürften: 1,5 Millionen Erwachsene zwischen 20 und 29 haben keinen Berufsabschluss, 32 Prozent von ihnen nicht einmal einen Hauptschulabschluss. Das ist das Ergebnis des am 15. Juni veröffentlichten Gutachtens "Jugendliche ohne Berufsabschluss - Handlungsempfehlungen für die berufliche Bildung", erstellt vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Eine wesentliche Ursache für die hohe Zahl der Ungelernten - sie liegt in der genannten Altersgruppe bei 15 Prozent - macht die Studie in einem seit Jahren zu knappen Lehrstellenangebot aus. Der tatsächliche Bedarf an Lehrstellen werde viel zu niedrig eingeschätzt, heißt es in dem Papier. Elisabeth M. Krekel und Joachim Gerd Ulrich vom BIBB weisen darauf hin, dass etwa Schulabgänger, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben und an Übergangsmaßnahmen teilnehmen, am 30. September, dem so genannten Bilanzierungsstichtag, zu den "versorgten Ausbildungsstellenbewerbern" zählten.
Die Forscher kritisieren, die Tatsache, dass diese Jugendlichen nicht zu den "erfolglosen Ausbildungsplatznachfragern" werden, führe jedes Jahr dazu, dass die Bilanzen selbst in den Jahren des größten Ausbildungsplatzmangels weitgehend ausgeglichen erschienen. "Das Übergangssystem trug somit in den letzten Jahren nicht nur dazu bei, Jugendliche mit Reifedefiziten weiterzuqualifizieren, sondern hatte auch ganz wesentlich die Funktion, die Ausbildungsmarktbilanz rein rechnerisch zu stabilisieren", heißt es in dem Gutachten.
Das ist auch im Berufsbildungsbericht 2009 zu lesen. Danach gab es erstmals seit 2001 mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Allerdings ist der Überhang an Ausbildungsplätzen eben ein rein rechnerischer. 14.000 Jugendliche hatten sich vergeblich um einen Ausbildungsplatz beworben, während mehr als 80.000 in sogenannten Übergangsmaßnahmen steckten - einen Ausbildungsplatz haben sie nicht.