FDP-Vorschläge zur Mittelstandsförderung kontrovers diskutiert
Die Bundesregierung soll sich in Zeiten der Krise nicht nur um große Unternehmen wie Opel und Schaeffler kümmern, sondern endlich auch in den Mittelstand in den Blick nehmen. Das forderte die FDP in einer anderthalbstündigen Debatte am Freitag, dem 27. März 2009,im Bundestag. Von den anderen Fraktionen musste sie dabei den Vorwurf hinnehmen, Wahlkampf zu betreiben und keine neuen Vorschläge zu liefern.
Die 3,3 Millionen mittelständischen Betriebe in Deutschland
brauchten „einen Anwalt in der Politik“ betonte Rainer
Brüderle für die Liberalen, denn sie seien es, die den
Staat trügen und für Wettbewerb und Qualität
sorgten. Doch die Bundesregierung schaffe „immer noch
kompliziertere Gesetze“.
So habe sie den Mittelständlern mit der Unternehmensteuerreform „vorgegaukelt“, sie würden entlastet; tatsächlich würden die aber in ihrer Existenz gefährdet. Brüderle kündigte einen Gesetzentwurf der FDP dazu an, in dem die „Korrekturen“ vorgenommen würden, die „zwingend nötig seien“.
Auch mit der Ist-Besteuerung bei der Mehrwertsteuer und dem
früheren Abführen der Sozialversicherungsbeiträge
habe sich der Finanzminister „die Kassen vom deutschen
Mittelstand kräftig füllen lassen“. Brüderle
kündigte an, bei allem Versagen von Schwarz-Rot gebe es
„noch die FDP“ als Hoffnung; sie im September zu
wählen, bedeute „Freiheit“ zu wählen.
Für den Wirtschaftsfachmann der Union, Michael Fuchs, war dieses Statement „Populismus“ pur, der mit „mit der Realität nichts zu tun“ habe. Er betonte, die Forderung nach Steuersenkungen, die die FDP in ihrem Antrag ( 16/12326), der zum Schluss der Debatte in den Wirtschaftsausschuss überwiesen wurde, erhoben hat, sei sicher „nötig und richtig“.
Wer solche fordere, müsse aber auch konkrete Vorschläge
machen, davon sei bei den Liberalen jedoch „nichts zu
hören“. In der aktuellen Situation sei eine höhere
Neuverschuldung unumgänglich gewesen und die Regierung habe
mit ihren Hilfspaketen „richtig gelegen“.
Maßnahmen der vergangenen Zeit wie das Gebäudesanierungsprogramm, die Existenzgründungsoffensive oder die Bereitstellung von Wagniskapital für Hightech-Gründer seien dem Mittelstand, der „die tragende Säule der deutschen Wirtschaft“ sei, zugute gekommen. Auch mit dem Bürokratieabbau sei man bereits vorangekommen; die Abschaffung von mehr als 330 Gesetzen habe insgesamt sieben Milliarden Euro Bürokratiekosten eingespart.
Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Rainer Wend, betonte,
die Aussage, es sei für den Mittelstand nichts passiert, sei
nicht korrekt. Die FDP argumentiere falsch, denn was immer die
Große Koalition für die Großunternehmen tue,
nütze auch dem Mittelstand.
Wenn die Banken nicht gestützt worden wären, hätten etwa viele Handwerker keine Kredite mehr bekommen. Wends Fraktionskollegin Edelgard Bulmahn sagte, sie habe gehofft, dass die FDP aus der Krise, die „einmalig in ihrer Dramatik“ sei, neue Schlüsse ziehen würde – sie sei aber enttäuscht worden, weil die Forderungen der Liberalen sich auf „Deregulierung ohne Ende“ beschränkten.
Auch Thea Dückert warf der FDP für Bündnis
90/Die Grünen vor, nirgends auf die aktuellen
Herausforderungen des Mittelstands einzugehen. Sie vermutete, der
Antrag sei nur gestellt worden, weil die Antwort der
Bundesregierung (
16/10022) auf eine Große Anfrage der FDP
(16/7783) gezeigt habe, dass deren Fragen nach
den Bürokratiekosten für den Mittelstand „glatt am
Thema vorbeigegangen“ seien.
Weil der Mittelstand ein „großer Beschäftiger“ sei und 80 Prozent sowohl der Arbeits- als auch Ausbildungsplätze bereitstelle, sei das Thema von Bedeutung – aber die Vorschläge der Liberalen seien eine „Alte-Hut-Sammlung“.