"Bundeswehr im Einsatz" heißt die Wanderausstellung, die noch bis Freitag, 24. Juli 2009, im Foyer des Paul-Löbe-Hauses in Berlin-Mitte zu sehen ist. Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert hatte sie am Dienstag, 30. Juni, aus Anlass des 15. Jahrestages der ersten Parlamentsmandatierung von bewaffneten Einsätzen der Bundeswehr im Ausland eröffnet. In seiner Rede betonte Lammert, dass die Verbindung zwischen Bundeswehr und Bundestag die engste und ausgeprägteste sei, die jemals zwischen einem Parlament und einer Armee existiert habe. Die Ausstellung kann von Montag bis Freitag besichtigt werden (Video).
Es war eine leidenschaftliche Debatte im Bundestag, damals vor fast
genau 15 Jahren. Am 22. Juli 1994 kam das Parlament zu einer
Sondersitzung zusammmen, um erstmals in der Geschichte der
Bundesrepublik über einen Auslandseinsatz der Bundeswehr
abzustimmen. Das Ergebnis: Mit 421 Ja-Stimmen bei 48 Nein-Stimmen
und 16 Enthaltungen votierten die Abgeordneten für die
Teilnahme der Bundeswehr am NATO-Einsatz im zerfallenden, von
ethnischen Säuberungen und Vertreibungen gezeichneten
Jugoslawien.
Es sollte der Auftakt sein
zu einer ganzen Reihe von bewaffneten Auslandseinsätzen der
Bundeswehr in den kommenden Jahren. Und war zugleich ein tiefer
Einschnitt im Selbstverständnis der bundesrepublikanischen
Gesellschaft, die noch Jahrzehnte nach der Katastrophe des
Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges froh war, sich im
Schatten des Kalten Krieges aus kriegerischen Auseinandersetzungen
heraushalten zu können. Grund genug für das
Militärgeschichtliche Forschungsamt, sich in dieser
Ausstellung mit dem Wandel, den die Bundeswehr von ihrer
Gründung 1955 bis heute vollzogen hat,
auseinanderzusetzen.
Die Wahl dieses Ortes, so Lammert, sei mitnichten ein Zufall. Denn "diese Armee steht in einer geradezu beispiellosen und beispielhaften Verbindung zum Parlament", so der Bundestagspräsident. Er verwies darauf, wie tief die Bundeswehr in der Verfassungsordnung der Bundesrepublik verankert sei und welch wichtige Rolle der Bundestag dabei spiele. "Wir haben in Deutschland aus guten Gründen die Praxis, dass über den Einsatz von Soldaten im Ausland das Parlament entscheidet", so Lammert. Dieser Parlamentsvorbehalt sei ein fester Bestandteil der Sicherheitsarchitektur des Landes, auf den es stolz sein könne.
Bundesverteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung (CDU) betonte,
dass die Gründerväter der Bundeswehr diese bewusst als
Wehrpflichtigenarmee aufgebaut hätten. "Wir sollten auch in
Zukunft an dieser Struktur festhalten", so Jung. Er wies zugleich
auf die große Leistung hin, nach der Wiedervereinigung zwei
gegeneinander ausgebildete Streitkräfte, die Bundeswehr
einerseits und die Nationale Volksarmee der DDR andererseits, zu
einer Armee zusammenzuführen. "Darauf können wir heute
noch stolz sein", sagte der Verteidigungsminister.
Seit Ende des Kalten Krieges habe sich die Bedrohungslage stark geändert, so Jung weiter. Leider sei nicht der ewige Frieden ausgebrochen. Stattdessen stellten Bedrohungen wie der internationale Terrorismus oder die Piraterie die internationale Staatengemeinschaft vor neue Herausforderungen. "Wir müssen die Risiken dort minimieren, wo sie entstehen, bevor sie in wesentlich größerem Ausmaß uns erreichen", sagte Jung unter Verweis auf die immer zahlreicher werdenden Auslandseinsätze der Bundeswehr. Und er warb für mehr gesellschaftliche Unterstützung für die Soldaten, die bei diesen Einsätzen ihr Leben "im Interesse unserer Sicherheit" riskierten.
Gestört wurde die gut besuchte Veranstaltung von
Demonstranten, die mit "Deutsche Bomben, deutsches Geld"-Rufen
durch das Paul-Löbe-Haus liefen und von der Brücke
über dem Foyer aus ein Transparent mit der Aufschrift "Wir
geloben zu morden, zu rauben" entrollten.
Die Ausstellung ist vom 1. bis 24. Juli im Foyer des
Paul-Löbe-Hauses zu sehen: montags von 8 bis 16 Uhr, dienstags
bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr, freitags von 8 bis 14 Uhr. Der
Eintritt ist frei.