Das Vertrauen in die Sicherheit der WM-Stadien wieder
herstellen
Sportausschuss/Sportausschuss - 19.01.2006
Berlin: (hib/JOH) Nach der von der
"Stiftung Warentest" veröffentlichten und in der
Öffentlichkeit äußerst umstrittenen Studie
über angebliche Sicherheitsmängel in den WM-Stadien haben
Abgeordnete aller Fraktionen am Mittwochnachmittag im
Sportausschuss gefordert, die gegenseitigen Schuldzuweisungen
endlich zu beenden und stattdessen das verloren gegangene Vertrauen
in die Sicherheit der Stadien wieder herzustellen. "Anstatt sich
gegenseitig Vorwürfe zu machen, sollten wir lieber Stadion
für Stadion durchgehen, um zu sehen, wo es Probleme gibt",
forderte beispielsweise die CDU, und mahnte alle Beteiligten an,
"den Ball flach zu halten und sich mit den Fakten
auseinanderzusetzen". Die Grünen forderten, die angeblichen
Sicherheitsmängel in den Stadien zu überprüfen und
die von der "Stiftung Warentest" erhobenen Vorwürfe im
Interesse wirklich sicherer WM-Stadien "zwingend" ernst zu nehmen.
Eine Beilegung des Streits erwies sich allerdings in der hitzigen
Debatte als schwierig. Denn während Vertreter der "Stiftung
Warentest" ihre Untersuchung als "intensiv und umfangreich"
verteidigten und auf erfahrene Gutachter und neueste Erkenntnisse
in der Sicherheitstechnik verwiesen, erhoben Abgeordnete,
Stadionbetreiber und WM-Organisatoren schwere Vorwürfe. So
kritisierte etwa der Vize-Präsident des
WM-Organisationskomitees (OK), Horst Schmidt, die "mangelnde
Qualität" der Studie und stellte die Kompetenz der Gutachter
in Frage. Der Sprecher der "Veltins-Arena" in Gelsenkirchen, Peter
Peters, beurteilte das Vorgehen der "Stiftung Warentest" und ihre
Beurteilung, zumindest was die "Veltins-Arena" betreffe, sogar
für "nachweisbar fehlerhaft". So hätte die Studie falsche
Ergebnisse verbreitet und Hinweise der Stadionbetreiber auf
derartige Fehler in ihrer Veröffentlichung gar nicht erst
berücksichtigt. Ähnlich äußerte sich
Jürgen Kießling, der Beauftragte des Berliner Senats, im
Hinblick auf das Olympiastadion. Offenbar, so folgerte daraus die
FDP, habe die Kommunikation und Kooperation während der
Untersuchung "sehr zu wünschen übrig" gelassen. Die SPD
fügte hinzu: "Hätte ein solcher Austausch wie heute schon
Wochen vorher stattgefunden, hätte vieles vermieden werden
können." So aber kündigte sich erst nach fast
dreistündiger Sitzung eine Annäherung an. OK-Vize Horst
Schmidt betonte, man wolle mit der Stiftung weitere Gespräche
über die Studie führen. Überdies wolle man sich mit
den Stadionbetreibern über die im Test aufgeworfenen
Sicherheitsfragen auseinandersetzen. Auch die Tester erklärten
im Anschluss ihre Bereitschaft, ihre Erkenntnisse mit den
Stadionbetreibern und dem OK diskutieren. Die Bundesregierung
warnte in der Sitzung vor Panikmache: "Wir nehmen die Anhaltspunkte
ernst und unterstützen Vorschläge, sich das gemeinsam
noch mal anzusehen", so der Parlamentarische Staatssekretär im
Bundesinnenministerium, Christoph Bergner (CDU/CSU). Dass es in
Teilbereichen noch Nachbesserungsbedarf gebe, bis der
Weltfußballverband FIFA und das Nationale Olympisches Komitee
die Stadien im kommenden Mai offiziell übernehmen, sei
selbstverständlich. Nach wie vor aber könne die
Grundaussage getroffen werden, dass die deutschen Stadien sicher
seien.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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