Berlin: (hib/VOM) CDU/CSU und SPD wollen
einen erfolgreichen Abschluss der laufenden Doha-Welthandelsrunde
bis Ende diesen Jahres. Dazu haben sie einen gemeinsamen Antrag (
16/556) eingebracht. Das multilaterale
Handelssystem retten und die Welthandelsorganisation (WTO)
stärken will auch die FDP-Fraktion in einem Antrag (
16/564). Die Koalitionsfraktionen erinnern
daran, dass die Ministerkonferenz der WTO im Dezember letzten
Jahres in Hongkong mit der Einigung auf eine Ministererklärung
abgeschlossen worden sei, um ein Scheitern wie bei den
Vorgängerkonferenzen in Seattle und Cancun zu vermeiden. Zwar
seien wichtige Beschlüsse zugunsten der ärmsten
Entwicklungsländer getroffen worden, doch bleibe noch vieles
zu regeln, damit der in Doha (Katar) vor fünf Jahren
beschlossene Anspruch einer Entwicklungsrunde erreicht werden
könne. Darunter falle die Verbesserung des Marktzugangs und
der Abbau handelsverzerrender Subventionen, über die bis Ende
April dieses Jahres entschieden werden soll. Die Fraktionen fordern
die Regierung auf, die Interessen Deutschlands beim Marktzugang
für Industrieprodukte und Dienstleistungen verstärkt zu
vertreten und sich für ein Ergebnis der Doha-Runde
einzusetzen, das den Entwicklungsländern neue
Handelspotenziale und einen besseren Marktzugang eröffnet. Die
Regierung soll sich zudem für einen effektiven Marktzugang bei
Industriegütern und für eine einfache Zollabbauformel
einsetzen, um den Zugang zu den Märkten anderer
Industrieländer und so genannter Schwellenländer zu
verbessern. Entwicklungsländer sollten je nach ihrem
Entwicklungsstand Schutzmöglichkeiten erhalten. Auch die
Verhandlungsbereiche, bei denen es in Hongkong nicht zu
Fortschritten gekommen sei (Freihandelsabkommen, Subventionsabbau
im Fischereisektor und Antidumping) müssten aufgegriffen
werden. Die EU müsse darüber hinaus klarmachen, dass
nicht über öffentliche Dienstleistungen und
Daseinsvorsorge (vor allem Bildung, Kultur, Gesundheit und Wasser)
verhandelt werden kann. Parallel zu den Exportsubventionen der EU
müssten alle Exportfördermaßnahmen bis zum
vereinbarten Datum Ende 2013 komplett abgeschafft werden. Der
Zugang zu den Agrarmärkten der Industrieländer dürfe
nicht durch Ausnahmen bei den Produkten geschwächt werden, die
für die Entwicklungsländer besonders bedeutsam sind. Die
FDP geht in ihrem Antrag unter anderem auf die Notwendigkeit einer
umfassenden Agrarreform in Europa ein. Dieser für die
Entwicklungs- und Schwellenländer wichtige Bereich müsse
liberalisiert werden, um Fortschritte in anderen
Verhandlungssektoren zu erzielen. Bei den Förderung des
Exports landwirtschaftlicher Produkte müssten jene
WTO-Mitgliedstaaten diszipliniert werden, die sich anders als die
EU bislang nicht im gleichen Ausmaß zu einem einseitigen
Abbau entschließen konnten. Die US-Regierung müsse sich
darauf festlegen, ihre interne Stützung der Baumwollproduktion
auslaufen zu lassen. Beendet werden müsse aber auch die
Förderung europäischer Baumwollproduktion, die zurzeit
mit 700 Millionen Euro jährlich subventioniert werde. Für
die FDP kommt es darauf an, der Tendenz entgegenzuwirken, zunehmend
bilaterale Handelsabkommen abzuschließen. Dieser Trend
gefährde die multilaterale Ordnung, weil der Druck auf die
Handelspartner, sich in der WTO zu einigen, verringert werde.