Seehofer rechnet mit dem Tod vieler weiterer Wildvögel auf
Rügen
Ausschuss für Ernährung und
Landwirtschaft/Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft
- 22.02.2006
Berlin: (hib/MPI)
Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) erwartet, dass
auf der Insel Rügen in großer Anzahl weitere
Wildvögel sterben werden. Ein "nicht unerheblicher Teil"
großer Tierbestände sei bereits an Vogelgrippe erkrankt,
sagte Seehofer am Mittwochnachmittag in einer öffentlichen
Sondersitzung des Landwirtschaftsausschusses, die auf Antrag der
FDP zustande gekommen war. Diese Hinweise hätten Beobachtungen
aus der Luft ergeben. Mecklenburg-Vorpommerns
Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) betonte, die
Vogelgrippe habe sich bislang nicht weiter auf das Festland
ausgebreitet. "Wir haben die Lage im Griff", sagte Backhaus. Die
FDP-Fraktion kritisierte das Management der Vogelgrippe harsch. In
Mecklenburg-Vorpommern habe es "dramatische Defizite" gegeben.
Minister Backhaus habe "versagt" und zu spät eingegriffen.
Seehofer kündigte an, sich von der kommenden Woche an auch mit
den ökonomischen Auswirkungen der Vogelgrippe - etwa für
Geflügelhalter - zu beschäftigen. Priorität
hätten aber zunächst die Fragen der Sicherheit und der
Seuchenbekämpfung. Übereinstimmend stellten Seehofer und
Backhaus dar, dass die Hilfe der Bundeswehr angesichts des
Ausmaßes der Vogelgrippe absolut notwendig sei. Insgesamt
sind laut Backhaus derzeit 726 Helfer im Einsatz, darunter
Bundeswehrsoldaten, Polizisten, Mitarbeiter des Technischen
Hilfswerks sowie freiwillige Helfer und Ordnungskräfte. Zudem
stünden weitere 500 Bundeswehrsoldaten in Bereitschaft. Die
FDP-Fraktion übte auch Kritik daran, dass die Ergebnisse der
Schnelltests nicht innerhalb von 24 Stunden vorgelegen hätten.
Vielmehr habe es bis zum ersten sicheren Befund sieben Tage
gedauert. Vertreter der Koalitionsfraktionen riefen zu
größerer Sachlichkeit in der Debatte auf. Die
SPD-Fraktion verwies darauf, dass die Sensibilität in den
Landkreisen und Kommunen für die Gefahr der Vogelgrippe
"erheblich gestiegen" sei. Die Fraktion der CDU/CSU warf die Frage
auf, ob im Fall eines Übergreifens der Seuche auf Nutztiere
das Zulassungsverfahren für einen Impf stoff "extrem
verkürzt" werden könnte. Die SPD-Fraktion zeigte sich
offen für eine Debatte über das Impfen von Hühnern,
Enten und Gänsen. Bündnis 90/Die Grünen warnten vor
einer "Paranoia", die in der öffentlichen Debatte zunehmend um
sich zu greifen drohe. Die Fraktion Die Linke unterstrich, offenbar
sei die Gefahr der Vogelgrippe unterschätzt worden. Sie regte
an, die Notfallpläne so anzupassen, dass auch Wildtiere
berücksichtigt würden. "Ein Massensterben unter See- und
Zugvögeln wäre eine Katastrophe", unterstrich die
Fraktion.
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