Bundesbankpräsident warnt vor Konjunktureuphorie
Haushaltsausschuss/Haushaltsausschuss -
09.03.2006
Berlin: (hib/MIK) Die Deutsche Bundesbank
rechnet in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5
Prozent. Dies erklärte der Bundesbank-Präsident Axel
Weber am Mittwochnachmittag im Haushaltsausschuss. Die
konjunkturelle Erholung habe mittlerweile zwei Grundlagen: Neben
dem starken Export seien in den vergangenen Quartalen auch vermehrt
Investitionen zu beobachten. Somit laufe der Konjunkturmotor mit
insgesamt sechs Zylindern "auf zwei Zylindern". Es sei
offensichtlich, dass mit diesem Motor nicht stark beschleunigt
werden könne. Deshalb warnte er auch vor einen
"Konjunktureuphorie". Für ein weiteres Wachstum sei ein
vermehrter Konsum notwendig. Entscheidend dafür sei eine
Verbesserung des Arbeitsmarktes. Als positiv vermerkte er in diesem
Zusammenhang, dass der rapide Abbau der sozialversicherten
Beschäftigungsverhältnisse in den vergangenen Jahren
nunmehr gebremst zu sein scheine. Weber betonte, dass bei den
Finanzen sowohl des Bundes als auch der Länder weiterhin ein
großer Konsolidierungsbedarf bestehe "Die Koalition ist sich
bewusst, dass wir erst am Anfang eines steinigen Weges stehen",
betonte der Sprecher der Union. Immer noch seien die Wünsche
größer als die finanzpolitische Realität. Eine
Konsolidierung sei nur möglich durch eine gemeinsame
Anstrengung von Bund und Ländern. Dies sei eine strategische
Aufgabe über die derzeitige Legislaturperiode hinaus. Neben
Sparmaßnahmen werde aber auch eine entschlossene
Wachstumsstrategie gebraucht. Insgesamt fühlte sich die Union
wie auch die SPD von Weber darin bestätigt, dass "die Richtung
stimmt". Die Sprecherin der FDP-Fraktion erklärte, dass die
Mehrwertsteuererhöhung zum Beginn des nächsten Jahres
konkukturdämpfend wirke. Auf die Frage der Liberalen nach dem
Umgang mit den Goldreserven der Bundesbank erklärte Weber,
dass er erst bei der Bilanzpressekonferenz Ende des Monats darauf
eingehen werde, da es sich hierbei um unternehmensrelevante Daten
handele. Die Linksfraktion setzte sich für die Einführung
eines Mindestlohns ein. Demgegenüber hielt der
Bundesbankpräsident das "Kombilohn-Modell ALG II" für
sinnvoll; es werde durch einen bundesweiten Mindestlohn nur
konterkariert. Bündnis 90/Die Grünen zeigten sich
zufrieden, dass die wirtschaftliche Erholung nunmehr in eine zweite
Phase getreten sei. Die Sprecherin regte an zu überdenken, ob
die lohnpolitische Zurückhaltung weiterhin sinnvoll und
richtig sei.
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