Berlin: (hib/SAS) Den öffentlichen
Personennahverkehr (ÖPNV) für den "kontrollierten
Wettbewerb" zu öffnen, fordert die Fraktion Bündnis
90/Die Grünen in einem Antrag (
16/1065). Die Grünen verweisen auf
entsprechende Anstrengungen auf europäischer Ebene, die in
eine Verordnung der EU-Kommission münden sollen. Die Regierung
soll bei den Verhandlungen im europäischen Ministerrat
für ein rasches Beschließen der EU-Verordnung eintreten.
Dabei sollte sie die Position vertreten, dass der Ordnungsrahmen
eines kontrollierten Wettbewerbs dahingehend ergänzt wird,
dass die Kommunen eine Direktvergabe an einen internen Betreiber
auch ohne Wettbewerbsverfahren vornehmen können. Zudem
unterstützen die Abgeordneten das Ziel, Liniengenehmigungen
für einzelne Betreiber in einem transparenten, offenen
Verfahren zu vergeben. Zu folgenden Änderungen am EU-Entwurf
fordern sie die Bundesregierung auf: für gemeinwirtschaftliche
Leistungen des Schienenpersonennahverkehrs sei eine generelle
Ausschreibungspflicht festzulegen, die Frage des Vergaberechts sei
"klar und abschließend" zu regeln und den kommunalen
Verkehrsbetrieben müsse der schrittweise Übergang in den
Wettbewerb ermöglicht werden. Weiteren Änderungsbedarf
gebe es bei der Bagatellgrenze, unterhalb welcher geringfügige
Verkehrsleistungen ohne Wettbewerbsverfahren vergeben werden
dürfen. Diese soll nach den Vorstellungen der Grünen an
die Bestimmungen des allgemeinen Vergaberechts angepasst werden und
den Jahreswert von 250.000 Euro anstatt einer Million Euro
betragen. Von positiven Erfahrungen berichtet nach Darstellung der
Grünen etwa das Bundesland Schleswig-Holstein, wo das
Verhältnis von Zuschussbedarf zu Leistung durch eine Vergabe
mit Wettbewerb deutlich verbessert worden sei. Dort werde
mittlerweile rund die Hälfte der Nahverkehrsleistungen
ausgeschrieben, während es im Bundesdurchschnitt erst 17
Prozent seien. Was den übrigen öffentlichen
Personennahverkehr betreffe, so sei in Deutschland seit über
zehn Jahren die Einführung von Wettbewerbselementen
vorgesehen. Bislang seien allerdings kaum Fortschritte zu
verzeichnen. Als Ursachen führen die Abgeordneten eine
"unklare und teilweise widersprüchliche Gesetzgebung"
an.