Verheugen kündigt "Europäische Agenda 21 für den
Tourismus" an
Ausschuss für Tourismus - 19.06.2006
Berlin: (hib/VOM) Die Europäische
Kommission wird im nächsten Jahr einen Vorschlag für eine
Europäische "Agenda 21" für den Tourismus vorlegen. Dies
kündigte der EU-Kommissar für Unternehmens- und
Industriepolitik, Günter Verheugen, am Montagvormittag im
Ausschuss für Tourismus an. Eine Expertengruppe sei dafür
bereits einberufen worden. Ziel sei es, die Nachhaltigkeit zu
fördern. Tourismus sei zwar einerseits mehr als nur ein
Wirtschaftszweig, andererseits aber auch als Wirtschaftszweig etwas
Besonderes, so der Gast aus Brüssel. Er sei einer
größten und wichtigsten ökonomischen Faktoren
für Europa, und die Europäische Kommission müsse
sich damit befassen, unabhängig von ihrer formalen
Zuständigkeit laut EU-Vertrag. Seine "neue" Tourismuspolitik
versteht er als politischen Rahmen für alle Themenfelder. "Wir
wollen nicht die nationalen Politiken ersetzen, sondern zu ihrem
Erfolg beitragen", so der Kommissar. Der Grundsatz der
Subsidiarität, wonach Brüssel nicht tätig werden
soll, so lange die Mitgliedstaaten ein Problem selbst lösen
können, werde dabei vollständig beachtet. Einer der
Schwerpunkte dieser neuen Tourismuspolitik ist nach Darstellung
Verheugens der Bürokratieabbau. Die Kommission sei dabei,
ihren vorhandenen Rechtsbestand zu überprüfen. Ziel sei
es, etwa auf den Gebieten des Verbraucherschutzes oder des
Verkehrswesens die Regelungen auf das "wirklich Notwendige" zu
beschränken, denn diese hätten Auswirkungen vor allem auf
kleine Unternehmen. Viele Jahre lang sei bei der Gesetzgebung zu
wenig daran gedacht worden, dass die Bürokratiebelastungen
für kleine Betriebe viel höher sind als für
größere Unternehmen, sagte Verheugen. Bei der
künftigen Gesetzgebung solle nicht nur nachgewiesen werden
müssen, dass sie erforderlich ist, sondern es sollten auch die
Folgen für kleine und mittlere Unternehmen sowie einzelne
Wirtschaftssektoren abgeschätzt werden.
EU-Qualitätsstandards für das Gastgewerbe lehnt Verheugen
ab. Wenn die Wirtschaft dies wolle, solle sie dies selber
organisieren. Die Kommission arbeite an einer Integration der
Tourismuspolitik, einer Koordinierung der Politikansätze. Als
Beispiel dafür nannte er das Grünbuch zur künftigen
Meerespolitik der EU. Seiner Ansicht nach muss sichergestellt
werden, dass Tourismusaspekte künftig von Anfang an
berücksichtigt werden. Verheugen setzt sich im Übrigen
nach eigener Aussage dafür ein, dass touristische
Aktivitäten mit den vorhandenen EU-Programmen so stark
gefördert werden, wie dies nur möglich ist. Ein
angemessener Teil der in den unterschiedlichen Fonds der EU
versammelten Gelder sollten für die touristische Infrastruktur
aufgewendet werden. Verheugen kündigte ferner an, dass ab 2007
jährlich ein Preis für bestimmte Tourismusangebote, die
"European Destination of Excellence", vergeben werden soll. Dabei
soll eine bestimmte touristische Spitzenleistung aus jedem EU-Staat
hervorgehoben werden. 2007 gehe es dabei um den Tourismus in
ländlichen Gebieten. Die 25 Vorzeigeprojekte sollen in
Portugal ausgezeichnet werden. Nach Ansicht Verheugens hat ein
reduzierter Mehrwertsteuersatz für Hotel- und
Gastronomiedienstleistungen einen arbeitsplatzschaffenden Effekt.
Acht der 15 "alten" Mitgliedsländer hätten dafür
bereits den reduzierten Steuersatz eingeführt. Die
Möglichkeit, von den reduzierten Sätzen Gebrauch zu
machen, bleibe in der Verantwortung der Mitgliedstaaten. In
Deutschland gilt nach wie vor der volle Mehrwertsteuersatz für
diese Leistungen.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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