Berlin: (hib/WOL) Zu Konsequenzen der Auswanderung von Hochqualifizierten soll die Bundesregierung Stellung nehmen. Die FDP nimmt damit den bislang höchsten Stand deutscher Auswanderer im Jahr 2005 mit über 145.000 Deutschen zum Anlass für eine Großen Anfrage ( 16/3210). Die Fraktion geht dabei auch auf Expertenschätzungen ein, wonach die Zahl tatsächlicher Auswanderungen im Jahr 2005 bei 250.000 Personen gelegen habe, wovon die meisten junge und sehr gut ausgebildete Deutsche seien. Dagegen stehe eine Meldung einer Wochenzeitung, wonach von den in der Migrationstatistik geführten 450.000 Zuwanderern im Jahr 2005 am Ende kaum 20.000 Einwanderer in Deutschland blieben". Damit sei Deutschland per saldo kein Einwanderungs-, sondern eher ein Auswanderungsland, weil mit 20.000 bleibenden Zuwanderern nicht einmal ein Zehntel dessen erreicht werde, was es nach vorsichtigen Schätzungen brauche, um den demografischen Wandel zu bewältigen. Zudem seien von am meisten gewünschten Zuwanderer im Jahre 2005 nur etwa 900 Hochqualifizierte ins Land gekommen. Bei den Selbständigen liege die Schätzung bei "mageren" 500. Andererseits, so die FDP, seien fast alle deutschen Nobelpreisträger der vergangenen Jahre an amerikanischen Universitäten tätig und über 12.000 deutsche Ärzte hätten bereits im Ausland eine Anstellung gefunden, während deutsche Krankenhäuser ihre offenen Stellen mit Medizinern aus Osteuropa zu decken versuchten.
Die Bundesregierung soll nun darlegen, wie sie Auswanderung generell definiert und wie sie den Trend zur Auswanderung hoch qualifizierter Deutscher unter dem Aspekt bewertet, dass mehr als sieben Prozent aller Deutschen mit einem weiterführenden Abschluss in einem anderen Industrieland leben. Erläutert werden soll unter anderem auch, wie viele "Abwanderer" eine Berufstätigkeit in Ausland ausüben, ihren Wohnsitz aber in Deutschland behalten und wie dies statistisch erfasst wird. Klar legen soll die Regierung auch, wie viele Deutsche aufgrund von bestehender Arbeitslosigkeit auswandern. Im Weiteren soll die Regierung erklären, wie sie den Umstand bewerte, dass Deutsche und europäische Studierende während ihres Auslandsstudiums gezielt angeworben werden. Gefragt wird, wie sich die gezielte Abwerbung Hochqualifizierter an deutschen Universitäten mit den Bestimmungen des Auswandererschutzgesetzes verträgt. Erläuterungsbedarf besteht im Weiteren zu den Auswirkungen auf den Wissenschaftsstandort Deutschland und auf die wirtschaftlichen Auswirkung von Auswanderung. Erläutern soll die Regierung schließlich, wie sie das Scheitern der "Green card"-Kampagne für Spitzenkräfte nach Deutschland bewertet und welche Maßnahmen nun zur Einwanderung von Hochqualifizierten vorgenommen werden sollen.
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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