Berlin: (hib/WOL) Die Bundesregierung soll
keiner Entschließung oder Vorlage der EU zuzustimmen, die
Geheimdiensten einen Zugang zum Schengener Informationssystem der
zweiten Generation (SIS II) ermöglicht. Dies fordert die
Linksfraktion in einem Antrag (
16/3619), den der Bundestag heute in erster
Lesung berät. Die Fraktion verweist auf die anstehende
Entscheidung der EU zur Einrichtung, zum Betrieb und zur Nutzung
des SIS II. Mit dem SIS der zweiten Generation werde das System
nicht nur in Richtung der neuen EU-Mitgliedstaaten ausgeweitet,
sondern biete auch die Möglichkeit, personengebundene Daten zu
speichern, EU-weit miteinander zu verknüpfen und einer
großen Anzahl nationaler Behörden zugänglich zu
machen. Aus datenschutzrechtlichen Bedenken habe sich das
Europäische Parlament ausdrücklich gegen einen Zugang von
Geheimdiensten zum SIS II ausgesprochen, schreiben die
Abgeordneten. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) habe
dagegen zum Ausdruck gebracht, dass die Behörden der
Mitgliedstaaten einschließlich der Nachrichtendienste einen
Zugang zum SIS II erhalten sollten, um selbst Daten einstellen zu
können. Auf diesem Wege werde aus einem Instrument, das
ursprünglich der Prüfung dienen sollte, ob gegen eine
festgenommene Person bereits in einem anderen Mitgliedstaat
ermittelt wird, ein Instrument polizeilicher und geheimdienstlicher
Ermittlungen, so die Fraktion. Während mit dem SIS II ohnehin
eine europäische Datensammlung geschaffen werde, ohne dass
dafür zuvor die notwendigen Datenschutzregelungen
verabschiedet worden seien, sprenge die von mehreren Staaten
gewünschte Verknüpfung den Rahmen eines demokratischen
friedlich verfassten Europas, heißt es in dem Antrag.