"Erfolg der Föderalismusreform wird erst in einigen Jahren
sichtbar werden"
Rechtsausschuss - 05.03.2007
Berlin: (hib/BOB) Ob die
Föderalismusreform ein Erfolg wird, wird man erst in einigen
Jahren sehen, so ein Mitglied des Rechtsausschusses am
Montagvormittag in einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses mit
sechs Abgeordneten des italienischen Abgeordnetenhauses (Camera die
Deputati). Die Einigung habe im Übrigen auf einem Kompromiss
zwischen Bund und Ländern beruht. Eine zu langwierige
Diskussion hätte die Gefahr heraufbeschworen, die gesamte
Einigung scheitern zu lassen, so der Abgeordnete. Deswegen habe die
Große Koalition beschlossen, den Kompromiss relativ schnell
zu verabschieden. Die italienischen Abgeordneten waren unter
Leitung von Luciano Violante nach Berlin gekommen, um die
Verfassungsrechtslage in beiden Ländern mit Blick auf die
föderale Ordnung zu diskutieren. Ein Thema war die so genannte
konkurrierende Gesetzgebung in Deutschland, bei der die Länder
zuständig sind, wenn der Bund keinen Gebrauch vom Recht auf
seine Zuständigkeit macht. Von deutscher Seite hieß es,
man habe mit der Änderung der Verfassungsrechtslage erreichen
wollen, dass klar sei, wofür der Bund zuständig sei und
wofür die Länder. Diesem Ziel habe auch die Abschaffung
der so genannten Rahmengesetzgebung gedient, deren Befugnisse
weitgehend zwischen dem Bund und den Ländern aufgeteilt worden
seien. In Italien haben seit der Verfassungsreform von 2001 die
Regionen die Zuständigkeit für die Gesetzgebung in den
Bereichen, die nicht ausdrücklich dem Staat oder der
konkurrierenden Gesetzgebung vorbehalten sind. Von italienischer
Seite wurde weiter angeführt, dass es in der deutschen
Geschichte immer einen starken Föderalismus gegeben habe. In
Italien - wie übrigens auch in Frankreich - sei dagegen der
Zentralstaat dominierend gewesen. Die Entwicklung Europas, so der
italienische Abgeordnete, tendiere jedenfalls dazu, den Regionen
eine stärkere Verantwortung zu geben. Die Veranstaltung wird
am Nachmittag fortgesetzt. Dann soll es um die Rolle des
Bundesrates und des Bundesverfassungsgerichts im deutschen Staat
gehen. Die Rechtsausschüsse der beiden Kammern werden sich am
7. Mai in Rom wieder treffen. Dann geht es um die Perspektiven
einer Wiederbelebung des europäischen Verfassungsprozesses.
Geplant ist auch die Einladung von Abgeordneten des
Europaparlaments.
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