OSTEUROPA 3
Tschechien/Slowakei: verschiedene Rezepte
Es war die "Rettung in letzter Minute", heißt es in der Slowakei: Im Januar hat das Land seine Krone gegen den Euro getauscht - zu einer Zeit, als ringsum schon die Wirtschafts- und Finanzkrise tobte. Während in den benachbarten Ländern Tschechien, Polen und Ungarn die Landeswährungen dramatisch an Wert verloren, konnten die Slowaken dank des Euro gelassen bleiben. Für die mitteleuropäische Region wird Bratislava deshalb jetzt zum Vorbild. Vor allem Ungarn drängt trotz wesentlich schlechterer volkswirtschaftlicher Daten auf einen raschen Beitritt zur Eurozone.
Wie sehr der Euro den Slowaken hilft, steht indes noch nicht fest. Zwar ist der Finanzsektor stabilisiert, in der Realwirtschaft sind die Folgen der Krise aber noch nicht absehbar. Schon zuvor litt das Land an einer hohen Arbeitslosigkeit von etwa neun Prozent, die jetzt weiter angestiegen ist. Ebenso wie das benachbarte Tschechien ist die Slowakei stark von der Automobilindustrie abhängig. Gemessen an der Einwohnerzahl, laufen nirgendwo anders in der Welt mehr Fahrzeuge vom Band als gerade in diesen beiden Ländern. Der Nachfragerückgang schmerzt deshalb ganz besonders. In der Slowakei hat vor allem eine Einigung zwischen Regierung und Gewerkschaften für Aufsehen gesorgt: Die Regierung verspricht, den gesetzlichen Schutz der Arbeitnehmer nicht zu lockern - und die Gewerkschaften haben im Gegenzug einen Verzicht auf Streiks und auf Lohnerhöhungen zugesagt. Auch in der Slowakei will man zudem eine Abwrackprämie einführen.
Anders in Tschechien: Dort hat sich die Regierung strikt gegen eine Verschrottungsprämie für Autos ausgesprochen. Stattdessen können Unternehmer dort künftig ihre Fahrzeuge schneller von der Steuer absetzen. Geplant sind außerdem deutliche Senkungen der Lohnnebenkosten. Der neueste Vorstoß des Prager Finanzministers ist jetzt eine Art Solidarbeitrag der Besserverdienenden: Der Minister will die Beitragsbemessungsgrenze für die Sozialabgaben abschaffen und damit nicht die Unternehmen, sondern direkt die besser gestellten Arbeitnehmer belasten.