Die Bionik untersucht in der Natur vorkommende Organismen und Systeme. Diese Erkenntnisse werden genutzt, um neue Technolgien nach dem Vorbild der Natur zu entwickeln oder bestehende zu verbessern. Es geht jedoch nicht darum, die Natur zu "kopieren", sondern lediglich ihre Prinzipien in der Technik anwendbar zu machen. Die Bionik befindet sich damit zwischen Biologie und Technik und lässt mit dem Fortschritt der Forschung die Grenze zwischen diesen Bereichen mehr und mehr verschwimmen. Hier einige Beispiele:
Lotus-Blume: Sie gilt als ein Symbol der Reinheit, da ihre Blätter selbst inmitten eines Sumpfes tadellos sauber bleiben. Unter dem Mikroskop betrachtet weist sie eine raue Mikrostruktur auf, die mit Wachskristallen besetzt ist. Wegen dieser Beschaffenheit perlt Wasser von den Blättern der Lotus-Blume ab. Auch Schmutzpartikel und schädliche Mikroorganismen können sich kaum festsetzen. Rollt ein Wassertropfen über ein Blatt, bleiben Schmutzpartikel an ihm haften, da das Blatt so wenig Halt bietet. Mit diesem Prinzip werden wasser- und schmutzabweisende Oberflächen hergestellt. Derart beschichtete Fassaden und Dächer können sich nach dem Vorbild der Lotus-Blume einfach selbst reinigen.
Haifischhaut: Auch im Leistungssport verlässt man sich auf den Einfallsreichtum der Natur: Die Haut von Haifischen wurde von Forschern analysiert, um Anzüge für Profischwimmer zu entwickeln. Auf Haifischhaut befinden sich gerillte Schuppen. Diese Rillen verlaufen in Strömungsrichtung und sorgen dafür, dass im Wasser weniger bremsende Querströmungen entstehen und die Tiere schneller schwimmen können. So erwies sich auch in diesem Fall eine strukturierte Oberfläche günstiger als eine glatte. Diese Entdeckung machten sich Hersteller von Sportbekleidung zu Nutze und entwickelten einen Anzug mit ähnlicher Struktur. Ihre Haut ist ein evolutionärer Vorteil, da sie dadurch zu den schnellsten Beutejägern im Meer zählen. Auch die Schwimmer mit dem neuen Anzug schnitten bei großen Wettkämpfen insgesamt deutlich besser ab als ihre Konkurrenten.
Vorbild Innenohr: In der Medizin verspricht die Bionik einen weiteren wichtigen Fortschritt: Das "Cochleaimplantat" wurde entwickelt, um abgestorbene Haarzellen im Innenohr zu ersetzen. Akustische Reize können von diesem Gerät umgewandelt und zum Hörnerv weitergeleitet werden, der dadurch stimuliert wird. Der Hörnerv leitet dann die empfangenen Signale an das Gehirn weiter. Das Innenohrimplantat stellt damit eine Prothese zwischen Reiz und Empfindung dar. Es ermöglicht auf diese Weise gehörlosen Menschen Geräusche wahrzunehmen. Allerdings kann jedoch für den Patienten die natürliche Hörqualität nicht wieder herstellen.