Von den Erinnerungen bleiben meist die guten erhalten - die schlechten verdrängt der Mensch gern. Doch im 20. Jahr des Mauerfalls sind ostalgische Momente fehl am Platz. Die DDR war keine lustige Baracke des Sozialismus und die Mauer war Mist! Klar gab es für jeden DDR-Bürger auch schöne Erlebnisse vom Strandurlaub auf Rügen bis zur Seilbahnfahrt in Oberwiesenthal. Aber wenn Eltern heute ihren Kindern dieses untergegangene Land in schönsten Farben schildern, machen sie einen Fehler: Die DDR war so grau wie ihre meisten Häuser. Es gab weder Freiheit im Denken noch im Reisen. Denn der vermeintliche Arbeiter- und Bauernstaat war eine Diktatur und die Partei hatte immer Recht. Der Einzelne zählte nichts. Täglich herrschte Angst, etwas offen zu sagen oder von der Stasi bespitzelt zu werden. Berufliche Karrieren konnten wegen Kleinigkeiten rasch im privaten Elend enden.
Statt Reisefreiheit offener Strafvollzug in einem eingemauerten Land, tausend Mauertote, Zwangsadoptionen oder Menschenhandel - 35.000 DDR-Bürger hat das SED-Regime für 3,5 Milliarden D-Mark an den Klassenfeind verkauft: alles Gründe, diesen Unrechtsstaat nicht zu verklären.
Sicher gab es auch schöne Momente im Kreise von Gleichgesinnten, mit denen man offen über West-Fernsehen und trübe DDR-Realität reden konnte. Diese Solidarität von Unfreien in einem diktatorischen Staat ist schon eher unvergesslich. Darauf ein Gläschen Rotkäppchen-Sekt, denn es war vieles schlecht, aber nicht alles.