SAMBIA
Erinnerungen eines deutschen Diplomaten an die Zeit des Kalten Kriegs in Afrika
Safari am Sambesi - das klingt nach einem attraktiven touristischen Erlebnis. Aber der Buchtitel legt augenzwinkernd eine falsche Fährte. Autor Wolfram Dufner erzählt in dem reich illustrierten Band von den Jahren 1977 bis 1980, als er Botschafter der Bundesrepublik in Sambia war. Kein ruhiger Posten zwischen Diplomatenjagd und Cocktailpartys, wie rasch klar wird, sondern ein Brennpunkt politischer und diplomatischer Umtriebe im Kalten Krieg. Denn Sambia, das 1964 in die Unabhängigkeit entlassene, ehedem britische Nordrhodesien, war Teil der "Frontstaaten"-Gruppe, die sich gegen den mächtigen Apartheid-Staat Südafrika verbündet haben. Sambias Präsident Kenneth Kaunda gewährte gleich zwei Befreiungsorganisationen Gastrecht: Die namibische SWAPO unterhielt ihr Hauptquartier ebenso in der Hauptstadt Lusaka wie die zimbabwische ZAPU von Joshua Nkomo, die vor allem vom Volk der Ndebele unterstützt wurde und mit Robert Mugabes ZANU rivalisierte. Nachdem das rhodesische Siedlerregime unter Ian Smith 1965 einseitig die Unabhängigkeit von Großbritannien erklärt hatte, bildete der gewaltsame Zimbabwe-Konflikt den Hintergrund, auf dem sich auch die Bonner Afrikapolitik ausrichten musste.
Die Bundesrepublik war interessiert an guten Beziehungen zu Sambia, einem wichtigen Produzenten von Kupfer und Kobalt. Das rohstoffreiche Land kam auch als Lieferant von verarbeitetem Uranerz, dem Yellow Cake, für die bis 2000 geplanten 65 westdeutschen Atomreaktoren in Frage. Außenpolitisch unterstützte die sozialliberale Koalition etwas zögerlich die Unabhängigkeit Namibias von Südafrika, ohne allzusehr die marxistische SWAPO zu hofieren.
Wolfram Dufner schildert die kniffligen Konstellationen aus der Distanz von 30 Jahren. Allerdings gelingt es ihm nicht immer, die verstaubte Brille des Kalten Krieges abzulegen. Zwar sei der Bonner Alleinvertretungsanspruch infolge der Hallstein-Doktrin damals "längst versandet". Aber Dufners Feindbild ist klar: Der damalige DDR-Botschafter in Lusaka, "gesteuert von Ostberlin und Moskau, wirkte auf Lösungen im Sinne der kommunistischen Weltrevolution". Als Erich Honecker 1979 Sambia besucht, begrüßte Dufner den Atheisten sarkastisch mit "Grüß Gott, Herr Staatsratsvorsitzender!"
In seiner dreijährigen Amtszeit lernt Dufner etliche afrikanische Führer kennen. SWAPO-Chef Sam Nujoma bleibt ihm undurchsichtig und verschlossen, "Father Zimbabwe" Joshua Nkomo erscheint zwar als authentischer Ndebele-Führer. Dufner wirft ihm allerdings vor, auf sambischem Boden Tausende von Kindersoldaten auszubilden. Über Staatspräsident Kaunda, den Schöpfer des "sambischen Humanismus", fällt Dufners Urteil am wohlwollendsten aus. Er anerkennt Kaundas "Bescheidenheit, da er ohne den Luxus der Privilegierten lebt".
Weniger freundlich sind Dufners Worte über deutsche Politiker und "die ständige Oberflächlichkeit und Ratlosigkeit im Auswärtigen Amt" unter Hans-Dietrich Genscher. Nicht verwinden kann Dufner die bereits 1961 erfolgte Gründung eines "aufgeblähten" eigenen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) 1963. Deren Aktivisten diffamiert er, ohne ein einziges DED-Projekt näher zu beleuchten, pauschal als "bärtige langhaarige Männer und ungepflegte Frauen", von denen man "immer nur das Lied vom armen unterdrückten Afrika" vernehme.
Leider ist Wolfram Dufners Darstellung auch an anderen Punkten ungenau oder einseitig. "Frontstaaten" wie Sambia oder Mosambik waren keineswegs Teil der "Patriotischen Front" der zimbabwischen Befreiungsorganisationen ZAPU und ZANU. Und mit seiner Einschätzung, im Sambias Nachbarstaat Malawi sei mit Alleinherrscher Hastings Banda "eine weise Hand am Werk", steht der ehemalige Diplomat ziemlich allein da.
Safari am Sambesi.
Diplomatische Umtriebe in Afrika.
Societäts-Verlag,
Frankfurt/M. 2008; 227 S., 19,90 ¤