Geheimdienste
Eine Geschichte von der Antike bis heute
Der Perserkönig Kyros, so schrieb einst der antike griechische Militärführer und Historiker Xenophon, habe "viele Augen und Ohren" in seinem ausgedehnten Reich. Und der Grieche ließ keinen Zweifel aufkommen, welche Aufgabe die Augen und Ohren des Kyros hatten: "Überall hat man Angst, etwas für den König Nachteiliges zu sagen, als ob er selbst es hörte, oder etwas für ihn Nachteiliges zu tun, als ob er selbst dabei sei." Die altertümliche Textstelle ließe sich problemlos auch auf die Geheimdienste und Geheimpolizeien neuzeitlicher Diktaturen münzen - hießen sie nun Gestapo oder Stasi, Securitate oder KGB.
Der Historiker Wolfgang Krieger hat eine ebenso spannende wie informative "Geschichte der Geheimdienste" von den Zeiten der ägyptischen Pharaonen bis zu den Nachrichtendiensten moderner Demokratien vorgelegt. Die Grundthese für seine vergleichende Betrachtung durch die Jahrtausende klingt simpel, aber überzeugend: "Gewiss ist ein Feldspion bei Alexander dem Großen von Makedonien mit der heutigen satelliten- und computergestützen Aufklärung kaum auf einen Nenner zu bringen. Doch die Grundprinzipien der Politik, manchmal sogar des Militärischen, sind in den hochdifferenzierten Staaten der Antike und in der heutigen Politik durchaus ähnlich." Dies gelte auch für die Welt der Spionage. Denn das Gefühl der Bedrohung durch innere oder äußere Feinde, seien sie nun real oder nur eingebildet, einige letztlich alle Staatsformen im Verlauf der Geschichte.
Krieger führt seine Leser jedoch nicht nur durch die geheimnisvolle Welt der verdeckten Operationen, der Gegen- und der Doppelspionage, der gelenkten Umstürze und der gezielten Ermordung von Dissidenten und politischer Feinde, sondern thematisiert auch die aktuellen Probleme bei der Kontrolle der Geheimdienste in den parlamentarischen Demokratien. Ein Thema, das in Deutschland durch den BND-Untersuchungsauschuss des Bundestags deutlich an Brisanz gewonnen hat.
Auch wenn sich Krieger auf die Arbeit politischer und militärischer Geheimdienste beschränkt und das Thema Industriespionage ausgeklammert hat, bietet sein Buch eine rundum überzeugende Lektüre.