Der 18. Geburtstag ist für Heranwachsende etwas Besonderes. Ab diesem Tag dürfen die jungen Erwachsenen allein ein Auto fahren. Sie können legal Zigaretten und hochprozentigen Alkohol erwerben und zur Wahl gehen. Für in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern stellt sich aber auch eine wichtige Frage: Nehme ich die deutsche Staatsbürgerschaft an? Wird diese Frage mit einen "Ja" beantwortet, bedeutet dies derzeit gleichzeitig den Verlust der ursprünglichen Staatsbürgerschaft. Viele Experten lehnen diesen gesetzlich vorgeschriebenen "Optionszwang" ab, wie auch anlässlich einer öffentlichen Anhörung im Innenausschuss am 10. Dezember wieder deutlich wurde.
Es sei integrationspolitisch geboten, eine moderate Erweiterung der Mehrstaatlichkeit zuzulassen, sagte Professor Uwe Berlit aus Leipzig und forderte eine Abschaffung des Optionsmodells. Auch Professor Kay Hailbronner von der Universität Konstanz sieht die aus Mehrstaatlichkeit resultierenden Probleme als "überschätzt" an. Die Privilegierung von Staatenlosen und politisch Verfolgten bei der Einbürgerung sieht Professor Rainer Hofmann von der Universität Frankfurt am Main als "geboten" an. Die Hinnahme von Mehrstaatlichkeit sei sinnvoll und werde europaweit inzwischen auch immer öfter praktiziert. Martin Jungnickel vom hessischen Innenministerium forderte die Zuerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft durch Geburt an diejenigen, deren Eltern bereits in Deutschland geboren wurden und hier ihren "gewöhnlichen Aufenthalt" haben.
Gegen eine "erneute Verschärfung" der Einbürgerungsvoraussetzungen wandte sich Memet Kilic, Vorsitzender des Bundesausländerbeirats. "Sinn und Zweck" von Einbürgerungskursen sei nach wie vor unklar. Man wolle, so mutmaßte Kilic, offenbar nur Hochgebildete einbürgern. Dies sei jedoch "diskriminierend" gegenüber weniger qualifizierten Einbürgerungswilligen. Rechtsanwalt Reinhard Marx aus Frankfurt am Main sprach sich dafür aus, im Interesse des sozialen Friedens, "faktisch integrierten Ausländern" die Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft zu erleichtern.