STADTSCHLOSS
Der Wettbewerb um die Vorauswahl hat begonnen. Der Streit geht weiter.
Den Diskussionen sollte ein Ende gemacht, der Bau endlich begonnen werden. Spät abends am 13. Dezember beschlossen die Bundestagsabgeordneten mit den Stimmen der Koalition einen Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD ( 16/7488 ) zum Bau des Berliner Stadtschlosses. Ein Antrag der Fraktion Die Linke ( 16/7366 ) wurde abgelehnt. Einen Tag später begann die Vorauswahl zum Neubau des Gebäudes.
In dem zur Sitzung neu eingebrachten Antrag folgt die Koalition den Vorgaben des Haushaltsausschusses des Bundestages und von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Der Ausschuss hatte eine verbindliche Kostenobergrenze von 552 Millionen Euro festgelegt. Vor dem Realisierungswettbewerb soll ein "international offenes Bewerberverfahren" stattfinden, um eine Auswahl von mit Großprojekten erfahrenen Architekten sicherzustellen.
Die Abgeordneten stellten sich ausdrücklich hinter die Idee, die historische Schlossfassade wieder aufzubauen. Die Linken hatten beantragt, auch zeitgenössische Entwürfe zuzulassen. Der FDP-Abgeordnete Hellmut Königshaus lehnte "Experimente" mit moderner Kultur ab. Peter Hettlich, baupolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, nannte den Wiederaufbau der Barockfassade zwar "rückwärtsgewandt", erinnerte aber daran, dass das Parlament mehrheitlich die Konstruktion nach historischem Bild beschlossen habe.
Nun hat die Vorauswahl begonnen. Bis Ende Januar können sich Architekten bewerben. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) rechnet nach eigenen Angaben mit einer vierstelligen Bewerberzahl. Neben Erfahrung mit größeren Bauten im Kulturbereich müssen die Bewerber auch einen Mindestumsatz von 300.000 Euro im Jahr vorweisen. Auf diese Weise sollen erfahrene Architekten gefunden werden, so das Bundesamt.
Der Bund Deutscher Architekten kritisierte diese Einschränkungen. Die Vorgaben sagten wenig über "die gestalterische Fähigkeit und die Kreativität der Architekten" aus. Kleinere und jüngere Büros seien durchaus leistungsfähig. "Bei dem jetzt begonnenen Verfahren vergibt der Bund als Auslober unnötigerweise die Chance einer transparenten und fairen Vergabe", so der BDA. Das Bundesamt wies die Kritik zurück. Der Mindestumsatz sei bereits gesenkt worden. Die CSU-Abgeordnete Renate Blank verwies während der Bundestagsdebatte zudem auf die Möglichkeit, dass sich mehrere Nachwuchsarchitekten zu einer Bürogemeinschaft zusammenschließen.
Nach der Vorauswahl sollen bis zu 150 Kandidaten aufgefordert werden, ihre Pläne für das Humboldt-Forum einzureichen. Nach mehreren Etappen soll die Jury dann im November den Sieger küren. Laut Vorgabe müssen drei der vier Fassaden des Schlosses in ihrer historischen Gestalt wieder errichtet werden. Zudem muss eine Kuppel eingeplant werden, auch wenn sie modern gestaltet sein darf. Zwischen 2010 und 2013 soll dann auf dem Schlossplatz gebaut werden, wo derzeit noch die Ruinen des Palasts der Republik stehen. Der Neubau wird das zweitgrößte Projekt des Bundes in Berlin sein. Kostenaufwendiger ist nur noch der geplante Neubau des Bundesnachrichtendienstes (BND) mit etwa 720 Millionen Euro.
Das Stadtschloss war 1950 auf Veranlassung der DDR-Regierung gesprengt worden. Danach wurde dort der Palast der Republik gebaut, der seit Anfang 2006 nach heftigen Protesten abgetragen wird. Das Stadtschloss soll mit dem Humboldt-Forum ein Museum beherbergen, wo unter anderem Sammlungen des Berliner Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst präsentiert werden.