ATOMKRAFT
Abgeordnete diskutieren über Krebsrisiko
Nur über eines herrschte Einigkeit: Jedes Kind, das an Krebs erkrankt, ist für jede Familie eine Tragödie. Anlass der Debatte war eine Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz, in der die Häufigkeit von Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken untersucht worden war, kurz KIKK-Studie genannt. Darin wird festgestellt, dass Kinder, die in der Nähe von Atomkraftwerken aufwachsen, häufiger an Leukämie erkranken als andere Kinder. "Diese Studie kann keine Aussage darüber machen, durch welche biologischen Risikofaktoren diese Beziehung zu erklärten ist", heißt es in dem Papier.
Bündnis 90/Die Grünen, die die Aktuelle Stunde beantragt hatten, forderten gemeinsam mit der Linksfraktion politische Konsequenzen wie die Abschaltung von Atomkraftwerken. Hans Josef Fell vertrat dabei die Ansicht, dass die Betreiber von Kernkraftwerken künftig nachweisen sollten, dass Krebsfälle nicht durch Atomreaktoren verursacht würden. "Die Gesundheit unserer Kinder sollte uns das wert sein", sagte er. Für die Linke erklärte Hans-Kurt Hill, dass geprüft werden müsse, ob die derzeitigen Grenzwerte von Radioaktivität noch "haltbar" seien und forderte, die Anwohner besser zu informieren. CDU/CSU und FDP sahen hingegen in der Debatte eine ganz andere Gefahr: Es sei unverantwortlich, so die Unionsabgeordnete Maria Flachsbarth "die Ängste der Menschen für eigene politische Zwecke zu missbrauchen". Auch ihre Fraktionskollegin Katherina Reiche wies in der emotional geführten Debatte darauf hin, dass die Studie zu den Ursachen "keine Aussagen" enthalte. Angelika Brunkhorst kritisierte den Zeitpunkt der Debatte und rief ebenfalls dazu auf, erst einmal "weitergehende Untersuchungen anzustreben".
Christoph Pries (SPD) warnte angesichts der Debatte vor "Hysterie", sagte aber gleichzeitig, dass die Studie "Anlass zur Sorge gibt". Umweltstaatssekretär Michael Müller (SPD) kündigte weitergehende Untersuchungen an und machte deutlich: "Im Zweifelsfall muss das Vorsorgeprinzip gelten." Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die Strahlenschutzkommission für 2008 mit einer umfassenden Bewertung der Studie beauftragt.