Die Umstellung der Landwirtschaft auf einen ökologischen Landbau soll auch weiterhin gefördert werden. Dafür haben sich Sachverständige in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am 12. Dezember ausgesprochen. Heinrich Graf von Bassewitz vom Deutschen Bauernverband charakterisierte die aktuelle Situation des Ökolandbaus als "grundsätzlich sehr positiv". Der Öko-Markt sei jedoch derzeit von einer "erheblichen Rohstoffknappheit" geprägt. Die Nachfrage übersteige bei vielen Produkten das verfügbare Angebot, was die Erzeugerpreise für viele landwirtschaftliche Rohstoffe steigen lasse.
Als Ursache nannte Bassewitz "die unterschiedliche Anpassungsfähigkeit und die strukturellen Unterschiede" der Marktbeteiligten. So könnten Landwirte nur im Wege einer meist zwei- bis dreijährigen Umstellungszeit in die ökologische Produktion einsteigen. Zudem hemmten "zu geringer technischer Fortschritt" und "zu hohe Umstellungshürden beziehungsweise -risiken" die Entwicklung der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Eine "dauerhafte und ausreichende Förderung" des Ökolandbaus sowie eine Förderung in den ersten beiden Umstellungsjahren seien von Seiten des Staates notwendig.
Der Einzelsachverständige Hans Christoph Behr bezeichnete die Öko-Marktentwicklung "als nicht ausgewogen". Angebot und Nachfrage hätten kein statisches Gleichgewicht erreicht. Dies könne jedoch, so Behr, von freien Märkten mit Produkten, deren Produktionsbedingungen nur teilweise zu kontrollieren seien, nicht erwartet werden. Schwankende Preise auf dem Markt spiegelten die Knappheit einzelner Güter - wie Kartoffeln, Getreide und verschiedene Gemüsearten. Dies zeige jedoch, dass der Markt funktioniere: "Mit Markteingriffen sollte man sich deshalb zurückhalten", warnte Behr. Der Bio-Markt werde noch weiter wachsen. Dabei würden Verarbeitungsprodukte, die im Warenkorb bislang "unterdurchschnittlich" vertreten seien, höhere Wachstumsraten erreichen als das Frischesortiment. Wachstumsmotor bleibe der Lebensmitteleinzelhandel einschließlich Discount. Auch 2007 seien dort "überdurchschnittliche Wachstumsraten" erreicht worden. Des Weiteren verwies Behr auf den sinkenden Preisabstand zwischen Bio-Produkten und konventioneller Ware, der die Umstellungsbereitschaft der Betriebe hemme, die Nachfrage nach Bio-Produkten jedoch fördere. Kornelie Blumenschein von der "Gäa-Vereinigung ökologischer Landbau" kritisierte die Kürzung der Umstellungsförderungen durch alle Bundesländer zu Beginn dieses Jahres. Damit werde den Landwirten ein "falsches Signal" gegeben. Zudem spare man "an der falschen Stelle", nämlich dort, wo die Mittel am effizientesten eingesetzt werden könnten. Darüber hinaus mahnte Blumenschein "Optimierungsbedarf" in der Förderung ökolandwirtschaftlicher Innovationen an. Es liege noch viel Potenzial brach. Auch seien viele Fördergelder für die Forschung zum ökologischen Landbau gestrichen worden, sodass das Forschungsvolumen für den Bio-Bereich gesunken sei.
Ursula Loggen von der Stiftung Warentest erklärte, dass bei Lebensmitteltests in den vergangenen fünf Jahren "nur geringfügige Unterschiede" zwischen Öko- und konventionellen Lebensmitteln in der Gesamtqualität festgestellt worden seien. "Deutliche Unterschiede" hätten sich dagegen bei Pestizidrückständen gezeigt. Bio-Lebensmittel schnitten dabei "deutlich besser" ab. Weiter verwies Loggen darauf, dass neben der Erzeugung eines Lebensmittels auch dessen Verpackung, Transport und Lagerung bei der Bestimmung der Qualität entscheidend sei. So könnten Schadstoffe aus dem Produktionsprozess und der Verpackung unabhängig von der Art der Erzeugung sowohl bei konventionellen als auch bei Bio-Lebensmitteln vorkommen.