Berlin: (hib/HIL) Im Jahrgang 2003/2004 haben in Deutschland 25.000 junge Männer und Frauen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) geleistet und rund 1.900 ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Ein FSJ-Platz kostet durchschnittlich im Monat rund 660 Euro, ein FÖJ-Platz 720 Euro. Dies geht aus dem Evaluationsbericht des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) hervor, den die Bundesregierung jetzt zusammen mit ihrer Stellungnahme als Unterrichtung ( 16/2191) veröffentlicht hat. Die Mehrzahl der Teilnehmer an FSJ und FÖJ sind Frauen mit Realschulabschluss oder Abitur. Auch wenn der Anteil der männlichen Freiwilligen innerhalb von zwei Jahren von zwölf auf 24 Prozent (FSJ) und von 27 auf 32 Prozent (FÖJ) angestiegen ist, sind junge Männer deutlich in der Minderheit. Der Anstieg, so das ISG, sei vor allem auf die neue Möglichkeit zurückzuführen, ein FSJ/FJÖ anstelle des für Männer verpflichtenden Wehr- oder Zivildienstes zu leisten. Jugendliche aus dem Ausland und in Deutschland lebende Jugendliche ausländischer Herkunft machten nur selten ein Freiwilligenjahr.
Die meisten Plätze im FSJ werden dem Bericht zufolge in der Alten- und Behindertenhilfe, in Krankenhäusern sowie in der Kinder- und Jugendhilfe angeboten. Im FÖJ arbeiten Freiwillige vor allem in den Bereichen Jugendarbeit und Umwelt, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit und in der Landwirtschaft. In den drei neuen FSJ-Einsatzfeldern Kultur, Sport und Denkmalpflege sei das Platzangebot dagegen noch vergleichsweise gering. Das ISG empfiehlt deshalb einen Ausbau des Angebots.
Insgesamt kommt das ISG zu dem Schluss, dass die Gesetzesnovellierung des Jahres 2002 zwar einige Entwicklungen befördert habe, die intendierte Wirkung aber nicht in allen Bereichen habe entfalten können. So habe die Novellierung zwar zu einer Erweiterung der Einsatzfelder und des Tätigkeitsspektrums beigetragen. Die Möglichkeit, den Freiwilligendienst auf 18 Monate zu verlängern, sei dagegen kaum in Anspruch genommen worden. Ebenso sei es bisher nicht gelungen, mehr Freiwillige unter 17 Jahren zu gewinnen.
Die Gesamtbewertung der Entwicklung seit der Gesetzesänderung 2002 falle allerdings bei den beteiligten Akteuren positiv aus. Für die Zukunft schlägt das ISG unter anderem vor, die Einsatzfelder für Freiwillige weiter auszubauen, die Dauer des Dienstes zu flexibilisieren, gezielter Angebote für Jugendliche mit niedrigem Bildungsniveau zu konzipieren und die Finanzierung differenzierter zu regeln. Nach Meinung der Bundesregierung bestätigt die Untersuchung, dass FSJ und FÖJ Erfolgsmodelle sind, die es weiterzuentwickeln und zu stärken gelte. Dafür sollen im Jahr 2007 aus Bundes- und EU-Mitteln rund 39 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
Der Evaluationsbericht war auf Aufforderung des Bundestages von der Bundesregierung im August 2003 in Auftrag gegeben worden. Ziel dieser Evaluation war es, einen systematischen Überblick über institutionelle und individuelle Rahmenbedingungen, über die Entwicklung und über die Wirkung der Gesetzesnovellierung des Jahres 2002 zu geben. Mit dem FSJ-Förderungsänderungsgesetz wurden unter anderem die Einsatzfelder für Freiwillige erweitert, der Freiwilligendienst für jüngere Jugendliche geöffnet sowie eine zeitliche Flexibilisierung eingeführt. Außerdem wurden in dem Gesetz Mindeststandards für eine pädagogische Begleitung festgelegt.
Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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