Berlin: (hib/VOM) Der deutsche Markt
für Zertifikate (im Wesentlichen Schuldverschreibungen und
Derivate) ist nach Angaben der Bundesregierung einer
größten der Welt. Er bilde damit eine wichtige
Säule des Finanzplatzes, betont die Regierung in ihrer Antwort
(
16/2740) auf eine Kleine Anfrage von
Bündnis 90/Die Grünen (
16/2554). Die monatlichen
Börsenumsätze in Anlagezertifikaten hätten sich im
ersten Halbjahr 2006 auf rund 5,8 Milliarden Euro belaufen. Gut die
Hälfte der Produkte seien Indexzertifikate gewesen. Daneben
finde aber auch ein außerbörslicher Handel statt. Da vor
allem die Banken als Emittenten der Produkte Einnahmen
verzeichneten, steige am Finanzplatz Frankfurt die Liquidität
durch die Absicherungstransaktionen der Emittenten an den Aktien-
und Terminmärkten. Dies führe zu geringeren
Transaktionskosten für alle Marktteilnehmer. Die meisten
Umsätze im Börsenhandel werden den Angaben zufolge an der
Stuttgarter Börse getätigt. Den Anteil
fälschlicherweise zustande gekommener Verträge, so
genannte Mistrade-Anträge, ist laut Regierung im Vergleich zur
Gesamtzahl der getätigten Geschäfte sehr gering. So seien
an der Stuttgarter Börse im vergangenen Jahr lediglich 80
Mistrade-Anträge gestellt worden. Der größte Teil
davon, nämlich 60 Anträge, sei auf technische Probleme
wie Systemausfälle zurückzuführen gewesen. Die
übrigen 20 Anträge rechnet die Regierung verzögerten
Datenlieferungen aus den Informationssystemen, der Verwendung
falscher Daten und Tippfehlern beim Börsenhändler zu.
Für das Gesamtjahr 2005 würden die
Börsenumsätze mit verbrieften Derivaten auf ein Volumen
von 100 Milliarden Euro geschätzt. Dabei seien Privatanleger
für etwa 90 Prozent des Geschäfts verantwortlich,
heißt es in der Antwort. Im Vergleich dazu hätten
Zertifikate in Großbritannien und Irland eine geringere
Bedeutung. In Österreich lägen die
Börsenumsätze mit Zertifikaten bei vergleichsweise
niedrigen 234 Millionen Euro in diesem Jahr. Dagegen sei in den
Niederlanden in den letzten Jahren ein starker Zuwachs beobachtet
worden, das Marktvolumen werde dort auf 20 Milliarden Euro
jährlich geschätzt. Außerhalb der EU sei die
Schweiz der zweitgrößte Markt mit einen kontinuierlichen
Wachstum. Australien werde als weltweit drittgrößter
Markt eingeschätzt. Während Hongkong für
Optionsscheine als weltgrößter Markt gelte, sei das
Handelsvolumen in Zertifikaten dort aber nur sehr gering.