Berlin: (hib/SUK) Eine höhere
Frauenerwerbstätigkeit, geringere Einkommensunterschiede
zwischen Frauen und Männern, mehr Frauen in
Führungspositionen und eine familienfreundlichere Arbeitswelt
- all das wollen die Fraktionen des Bundestags 50 Jahre nach dem
Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgesetzes nun endlich
erreichen. Darüber, wie dieses Ziel erreicht werden kann,
herrschte jedoch am Mittwochvormittag im Familienausschuss Dissens:
Während die Koalitionsfraktionen, Grüne und Linke auf
gesetzliche Regelungen setzen, sind die Liberalen der Ansicht, dass
Gleichstellungsgesetze nichts zur Verbesserung der Situation von
Frauen beitragen. SPD und Union lobten die Ergebnisse des ersten
Erfahrungsberichts der Bundesregierung zum
Bundesgleichstellungsgesetz (
16/3776) als "Veränderungen in die
richtige Richtung", wenngleich beide Fraktionen bemängelten,
dass es nach wie vor Umsetzungsdefizite gebe und noch nicht genug
erreicht worden sei: Noch verdienten Frauen weniger als
Männer, seien in den Führungsetagen
unterrepräsentiert und arbeiteten dramatisch häufiger in
Teilzeit als Männer. Damit könne man "nicht zufrieden
sein". Daher legten beide Fraktionen einen Antrag (
16/4558) vor, mit dem "Chancen von Frauen auf
dem Arbeitsmarkt" gestärkt werden sollen. Die Linke warf den
Koalitionsfraktionen vor, sowohl in ihren Ausführungen als
auch in ihrem Antrag die Situation zu beschönigen. Die
Grünen stellten fest, das Bundesgleichstellungsgesetz sei
durchaus sinnvoll, die Forschritte seien zwar langsam, aber
vorhanden. Zudem gebe es keine Alternative. Dennoch stimmte die
Fraktion dem Antrag, der mit den Stimmen der Koalition bei
Enthaltung der FDP angenommen wurde, ebenso wie Die Linke nicht zu.
Die Forderungen seien viel zu unkonkret, es würden keine
Maßnahmen formuliert. Der Antrag "liest sich wie ein
Oppositionsantrag". Ein Antrag der Liberalen (
16/4385) wurde mit dem Stimmen aller Fraktionen
außer der Antragsteller abgelehnt. Darin forderte die FDP
unter anderem, Frauen als Unternehmerinnen bei der
Existenzgründung zu unterstützen, flexible
Arbeitszeitmodelle zu schaffen und ein Baby-Bafög als
Sofortmaßnahme einzuführen, das studierenden
Müttern zugute kommen sollte. Auch den Liberalen wurde von den
anderen Fraktionen der Vorwurf gemacht, die Forderungen des Antrags
seien zu unkonkret.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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