Lissabon-Vertrag bietet neue Chancen für EU-Außen
-und Sicherheitspolitik
Ausschuss für die Angelegenheiten der
Europäischen Union - 21.02.2008
Berlin: (hib/AS) Der Vertrag von Lissabon
bietet nach Meinung von Europaexperten neue Chancen für eine
Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU. Bei der
Ausgestaltung komme es aber in starkem Maße darauf an, welche
zukünftige Rolle das Europaparlament (EP) und die nationalen
Parlamente dabei spielen werden. "Alle Parlamente sind
aufgefordert, sich einzumischen", sagte Joachim-Fritz Vannahme,
Projektleiter Europa der Bertelsmann-Stiftung bei einem
Expertengespräch des Europaausschusses zur Vorbereitung der
Ratifizierung des Vertrages von Lissabon am Mittwochnachmittag. Er
zeigte sich zuversichtlich, dass die neuen Regelungen zu einer
verstärkten Zusammenarbeit im Bereich der Außen- und
Sicherheitspolitik der Union führen können. "Die
Wirklichkeit wird den Vertrag überholen und eher zu
Vergemeinschaftung führen", so Vannahme. Einig waren sich die
Experten darüber, dass in vielen Bereichen noch eine unklare
Kompetenzverteilung besteht: "Der Konflikt ist, wer wann wofür
zuständig sein wird. Das regelt der Reformvertrag
überhaupt nicht", sagte Andreas Maurer von der Stiftung
Wissenschaft und Politik. Nach Meinung Maurers stellt das
Vertragswerk eine "Aufaddierung verschiedener
Integrationsvorstellungen" dar. Neben der EU als
Rechtspersönlichkeit könnten dabei aber auch das
Europaparlament und die nationalen Parlamente eine mögliche
Klammerfunktion übernehmen, so Maurer. Auch Wolfgang Wessels
von der Universität Köln verwies darauf, dass der Nutzen
des Reformvertrages davon abhänge, "was die Regierungen daraus
machen wollen", so Wessels. Dabei hob er zudem hervor, dass der
Bundestag im Vergleich zu anderen Parlamenten ein großes
Mitspracherecht in außenpolitischen Fragen habe. Hinsichtlich
der Frage des Einflusses des EP kritisierte Tobias Pflüger,
Abgeordneter der Linkspartei im Europaparlament, dass es mit dem
Vertrag von Lissabon zwar eine Verlagerung von Kompetenzen an die
EU gegeben habe, aber keine Sicherung der parlamentarischen
Kontrolle. Dies nannte er auch als einen der Gründe, sich
gegen eine Ratifizierung des Vertragswerkes auszusprechen. Elfriede
Regelsberger vom Institut für Europäische Politik sprach
sich hingegen auf Nachfrage der Abgeordneten für eine
Ratifizierung des Vertragswerkes aus, da er im institutionellen
Bereich einen Fortschritt bedeute. Als positive Aspekte nannte sie
das Ende der routierenden Präsidentschaft sowie mehr
Sichtbarkeit und Kontinuität. Gleichzeitig gab sie jedoch auch
zu bedenken, dass der neue Vertrag beispielsweise bezüglich
der Rolle des Hohen Vertreters für die Außen- und
Sicherheitspolitik in Abgrenzung zum neuen Präsidenten des
Europäischen Rates noch viele "offene Fragen" erkennen
ließe.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
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