Berlin: (hib/HAU) Der Nationale
Integrationsplan stellt einen Paradigmenwechsel in der
Integrationspolitik dar. Das schreibt die Beauftragte der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und
Integration, Maria Böhmer (CDU), im siebten Bericht über
die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland,
der als Unterrichtung (
16/7600) vorliegt. Es gebe eine Verschiebung
hin zu Integration durch Bildung, berufliche Qualifikation und den
Erwerb deutscher Sprachkenntnisse, nachdem lange Zeit vorrangig der
formale Zugang zum Arbeitsmarkt und Fragen der rechtlichen
Gleichstellung von Ausländern im Mittelpunkt gestanden
hätten, heißt es in dem Bericht. Als Schlüssel
für ein Gelingen der Integration, so die Bundesbeauftragte,
sehe man sprachliche, schulische und berufliche Bildung an, die
Zugangsvoraussetzungen zu Arbeit und Einkommen seien. Entscheidende
Grundlagen für den Bildungserfolg würden im
frühkindlichen Bereich gelegt, heißt es weiter.
Insbesondere für Kinder aus Zuwandererfamilien sei daher die
Beteiligung an Tageseinrichtungen wichtig. Diese würden
künftig verstärkt vor der Aufgabe stehen, den
Spracherwerb aktiv zu unterstützen, da für 16,2 Prozent
aller drei- bis fünfjährigen Kinder in Tageseinrichtungen
Deutsch nicht vorrangige Familiensprache sei.
Sprachstandserhebungen in den Bundesländern hätten
ergeben, dass ein großer Teil der Kinder mit
Migrationshintergrund Sprachdefizite im Deutschen hätte. Mit
17,5 Prozent lag der Anteil ausländischer Schulabgänger
ohne Abschluss dem Bericht zufolge auch im Jahr 2005 deutlich
über dem der Deutschen (7,2 Prozent). Im Jahr 2003 allerdings
hätten noch 19,2 Prozent der ausländischen Jugendlichen
die Schule ohne Abschluss verlassen. Der Hauptschulabschluss
dominiere nach wie vor bei ausländischen Schulabsolventen
(41,7 Prozent), während lediglich 8,2 Prozent die
Hochschulreife erlangten. Bei deutschen Schülern habe der
Anteil bei 25,7 Prozent gelegen. Weiter gesunken seien die
Vermittlungschancen ausländischer Jugendlicher auf dem
Ausbildungsstellenmarkt, heißt es weiter. Habe die
Ausbildungsquote 1994 noch bei 34 Prozent gelegen, so sei sie bis
zum Jahr 2006 auf 23 Prozent gesunken. Ursache dafür, so
heißt es in dem Bericht, sei einerseits die ungünstige
Ausbildungsplatzsituation der letzten Jahre sowie die generell
niedrigere schulische Qualifikation dieser Jugendlichen und
andererseits die Tatsache, dass ausländische Jugendliche weit
weniger von den Aktivitäten des Ausbildungspaktes profitieren
würden als deutsche Jugendliche. Deshalb habe sich die
Bundesbeauftragte dafür eingesetzt, dass die Paktpartner
künftig Jugendliche mit Migrationshintergrund stärker in
ihren Bemühungen berücksichtigten. Das Armutsrisiko war
laut Bericht im Jahr 2005 für die Bevölkerung mit
Migrationshintergrund deutlich höher (28,2 Prozent) als
für Menschen ohne Migrationshintergrund (11,6 Prozent). In
Großstädten, so heißt es weiter, setze sich die
armutsgefährdete Bevölkerung fast zur Hälfte (48
Prozent) aus Personen mit Migrationshintergrund zusammen. Da sich
ethnische Konzentrationen in der Regel in sozial benachteiligten
Wohnquartieren mit hoher Arbeitslosigkeit finden, komme dem
Quartier im Integrationsprozess wachsende Bedeutung zu, heißt
es. Für die Bundesregierung sei dies der Anlass gewesen, im
Programm "Soziale Stadt" benachteiligte Stadtgebiete mit hohen
Zuwandereranteilen gezielt zu fördern.
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Deutscher Bundestag, PuK 2 - Parlamentskorrespondenz
Verantwortlich: Uta Martensen (bis 31.03.2008), Saskia Leuenberger
(ab 01.04.2008 )
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