Koalition sieht Deutschlands Wirtschaft in robuster
Verfassung
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie -
23.04.2008
Berlin: (hib/VOM) CDU/CSU und SPD sehen
die deutsche Volkswirtschaft trotz internationaler
Krisensituationen in robuster Verfassung und auf gutem Weg.
Anlässlich der Beratung des Frühjahrsgutachtens der
Wirtschaftsforschungsinstitute urteilte die SPD-Fraktion, die
derzeitigen Horrorszenarien der größten
Finanzmarktkrise, der dramatischen Ölpreisentwicklung und der
ungewöhnlichen Euro-Dollar-Relation wäre die deutsche
Wirtschaft noch vor zehn Jahren von jeder einzelnen dieser Krisen
in Unruhe versetzt worden. Jetzt habe man alle drei Krisen
gleichzeitig, und sie würden von der deutschen Wirtschaft gut
verkraftet. Gleichwohl sei eine radikale Marktwirtschaft, die
ausschließlich auf Liberalität setzt, gescheitert.
Sowohl auf EU- als auch auf G8-Ebene müssten die
Instrumentarien der wechselseitigen Kontrolle, beispielsweise auch
der Rating-Agenturen, verzahnt werden. Die Preissteigerungen bei
Nahrungsmitteln und auf dem Energiesektor seien auf Knappheit und
zusätzliche Inanspruchnahme vor allem durch Länder wie
China, Indien und Brasilien zurückzuführen. "Wir
müssen den Menschen sagen, was wir als Politik noch
beeinflussen können und was nicht", so die Fraktion. Sie
pflichtete im Übrigen einer von der Opposition kritisch
aufgenommenen Aussage der Union zu, wonach sich die
Energiepreisentwicklung für die deutsche Volkswirtschaft zum
Teil auch positiv ausgewirkt habe, selbst wenn dies "zynisch"
klinge. Teile der Industrie, die Investitionsgüter in die
erdöl- und gasfördernden Länder exportieren,
profitierten von der Preisentwicklung, weil diese Länder von
ihren Mehreinnahmen deutsche Waren kauften. Dass inzwischen rund 90
Prozent der deutschen Exporte nicht mehr in Dollar abgerechnet
würden, habe dazu geführt, dass man sich von der
US-Immobilienkrise weitgehend habe abkoppeln können. In diesem
Zusammenhang habe auch die EU-Osterweiterung einen positiven
Einfluss auf die deutsche Wirtschaft gehabt, so die CDU/CSU. Die
FDP wollte von der Bundesregierung wissen, wie sie zur
Dämpfung der Energiepreise beitragen wolle. Die Fraktion regte
einen Stufenplan an, um den Bürgern "etwas
zurückzugeben". Die Linksfraktion lehnte die Bezeichnung
"Aufschwung" für die Jahre 2006 und 2007 ab. Das
Wirtschaftswachstum dieser beiden Jahre sei darauf
zurückzuführen gewesen, dass sich die Bruttoinvestitionen
leicht erhöht hätten. Was die Arbeitsmarktsituation
angehe, lägen die geleisteten Arbeitstunden des Jahres 2007
unter dem Niveau von 1991. In den Jahren 2000 und 2001, also vor
der Agenda 2010, seien 35,2 und 35,3 Millionen Personen
beschäftigt gewesen, jetzt seien es 35,29 Millionen, also
weniger als im Jahr 2001, unterstrich die Fraktion. Bündnis
90/Die Grünen riefen dazu auf, den Kurs der nachhaltigen
Haushaltskonsolidierung nicht zu verlassen. Niedrigere
Wachstumsraten wirkten sich auf die künftigen Steuereinnahmen
aus. Für die Fraktion stellte sich darüber hinaus die
Frage, wie die Regierung mit der Zunahme prekärer
Lebensverhältnisse umgehend will. Der Aufschwung gehe zu Ende,
und man müsse über das Jahr 2009 hinausdenken. Die
Bundesregierung stellte sich der Ansicht entgegen, der Aufschwung
sei bereits vorbei oder er sei nichts wert gewesen. Deutschland sei
im europäischen Vergleich wettbewerbsfähiger geworden,
der Aufschwung werde sich fortsetzen. Die
Wirtschaftsforschungsinstitute hätten ein Wachstum von 1,8
Prozent für dieses Jahr und von 1,4 Prozent für 2009
prognostiziert. Auch würde die Arbeitslosigkeit im
Jahresdurchschnitt 2009 unter die Drei-Millionen-Marke sinken. Die
Regierung räumte ein, dass sie diese Schätzung für
"optimistisch" halte und an ihren eigenen "konservativen" Prognosen
festhalten wolle.
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