Berlin: (hib/SKE) In der Türkei steigt nach Ansicht der Migrationsbeauftragten der Bundesregierung, Maria Böhmer, die Akzeptanz von verpflichtenden Sprachkursen vor der Auswanderung nach Deutschland. Wie Böhmer am Mittwochmorgen in einer Sitzung des Familienausschusses berichtete, wüssten viele ausreisewillige Türken inzwischen, dass sie sich dadurch leichter in Deutschland integrieren und den Spracherwerb hierzulande fortsetzen könnten. Im Rahmen einer Türkeireise Anfang April habe sie unter anderem das Goethe-Institut in Istanbul besucht, das diese Sprachkurse mit entsprechenden Zertifikaten anbietet. 61 Prozent der Teilnehmer bestünden die Abschlussprüfung. Es sei jedoch wichtig, dass Sprachkurse nicht nur in den Goethe-Instituten in den Großstädten, sondern auch in ländlichen Regionen angeboten würden. Deswegen arbeiteten deutsche Volkshochschulen an einer Kooperation mit türkischen Volkshochschulen.
Die Unionsfraktion erkundigte sich nach einem Programm der türkischen Regierung, das mehr Mädchen in die Schule bringen soll. Böhmer erläuterte, dass mit dieser Initiative 350.000 Mädchen erreicht werden sollen. Die Kinder sollen über die fünfte Klasse hinaus in der Schule lernen können. Die SPD-Fraktion verwies darauf, dass es in der Türkei viele beruflich erfolgreiche Frauen gebe. "Den Vorsitz des türkischen BDI hat eine Frau inne, das müssen wir in Deutschland erst einmal erreichen", bestätigte Böhmer. Allerdings habe sie eine große Diskrepanz zwischen gut gebildeten und erfolgreichen Frauen sowie Frauen mit wenig Schulbildung festgestellt. Vielfach herrschten patriarchalische Verhältnisse. Die FDP fragte nach dem Umgang mit Zwangsheiraten. Auf die Frage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nach der Entwicklung des Ehegatten-Nachzugs seit Einführung der verpflichtenden Sprachprüfung erwiderte Böhmer, die Zahl der Visa-Anträge von Türken, die nach Deutschland auswandern wollten, sei 2008 ungefähr so hoch gewesen wie zu der Zeit, als noch keine Grundkenntnisse deutscher Sprache nachgewiesen werden mussten.
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