"Wenn es um meine Identität geht, dann findet sie sich - und das ist wirklich keine Floskel - in der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und dem Holocaust." So urteilte Saul Friedländer in einem Interview mit Martin Doerry, das 2006 in dessen Buch "Nirgenwo und überall zu Haus. Gespräche mit Überlebenden des Holocaust" erschien, über sich selbst. Im vergangenen Jahr wurde der Historiker für diese Auseinandersetzung - zu nennen ist vor allem sein zweibändiges Werk über "Das Dritte Reich und die Juden" - mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Von seinen Auseinandersetzungen zeugt auch jene Zusammenstellung von Texten Friedländers aus den vergangenen 20 Jahren in dem Band "Nachdenken über den Holocaust". Im Zentrum steht die Frage nach einer angemessenen wissenschaftlichen Darstellung des Holocaust. So auch in dem Briefwechsel mit dem langjährigen Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, Martin Broszat, über die Historisierung des Nationalsozialismus. Abgerundet wird der Band durch das zitierte Interview mit Doerry. Die Texte bewegen sich sprachlich und inhaltlich auf sehr hohem Niveau - insgesamt eher eine Lektüre für Fachleute.
Verlag C.H. Beck, München 2007; 200 S., 12,95 ¤