Die Autobiografie dieses Malers ist ein Novum. Erstmals bietet mit Hans-Hendrik Grimmling ein Insider freimütige Einblicke in die Künstlerkreise der DDR, die sich bewusst dem ideologischen Missbrauch entzogen. Schon in frühen Malversuchen des im tristen Braunkohlegebiet bei Leipzig Aufgewachsenen werden ihm großflächige schwarze Vögel und aus der Enge aufstrebende oder stürzende Vogelmenschen zu Metapher und Markenzeichen.
Mit seiner Bildsprache steht er in scharfem Kontrast zur propagandistisch nutzbaren "Leipziger Schule". Dennoch gelingen ihm Studium und Aufnahme in den Künstlerverband. Um die Zensur zu unterlaufen, inszenieren Freunde und er ein einmaliges Schelmenstück im Staatskunstbetrieb. Für 12.000 Mark mieten sie 1984 eine Etage im Leipziger Messehaus am Markt. Ihre unzensierte, legendäre Ausstellung "1. Leipziger Herbstsalon" zieht Kreise bis ins Politbüro. Danach bleibt Grimmling - wie insgesamt 1.500 weiteren Künstlern der DDR - nur noch die Ausreise. Er etabliert sich in Westberlin, bleibt streitbar, während das geschönte DDR-Bild in den ideologischen Gemälden ihrer Staatskünstler weiter wirkt. Ein erhellendes und fesselndes Buch.
Die Umerziehung der Vögel. Ein Malerleben.
Mitteldeutscher Verlag, Halle 2008; 288 S., 24,90 ¤