Akteneditionen werden meist nur angelesen. Bei den Sitzungsprotokollen der "Grünen" von 1983 bis 1987 wird es anders sein: Sie sind ein lesenswertes Zeitdokument. Waren die Grünen von den etablierten Fraktionen als Linke und Chaoten verschrien, so amüsiert die Lektüre der Protokolle heute aus eben diesem Grunde.
Die Protokolle, bereichert durch den Abdruck von Sitzungsunterlagen und Rundschreiben, belegen Anfangseuphorie, Sitzungsstress, leidenschaftliche Debatten, hämische Freuden und frustrierte Wutausbrüche. Die Kämpfer der APO bewegten sich in einem Milieu, das sie eigentlich verabscheuten: die etablierten Fraktionen und den Parlamentarismus. Gleichzeitig nahmen sie für sich in Anspruch, die fleißigste Fraktion im Bundestag zu sein; sie kosteten die Minderheitenrechte aus, brachten die meisten Anträge, Aktuellen Stunden sowie Kleine und Großen Anfragen ein, kassierten freilich auch die meisten Ordnungsrufe und Rügen.
Von den Grünen, die 1983 einzogen, sind noch zwei im 16. Deutschen Bundestag vertreten: Marieluise Beck und Otto Schily, letzterer jedoch längst mit einem anderen Parteibuch.
Die Grünen im Bundestag. Sitzungsprotokolle und Anlagen 1983-1987.
Droste Verlag, Düsseldorf 2008; 1137 S., 98 ¤