Für Millionen Verbraucher ist die jährliche Stromrechnung ein großes Ärgernis. Denn in den letzten acht Jahren sind die Preise für Privatkunden um rund die Hälfte gestiegen. Ein Grund dafür sind die immer knapper werdenden fossilen Energieträger wie Öl oder Gas. Diese tragen nicht unerheblich zur hiesigen Stromproduktion bei. Mindestens ebenso verantwortlich sind aber die Energiekonzerne selbst.
Denn in Deutschland haben sich vier große Versorger den Markt aufgeteilt. Sie erzeugen rund 80 Prozent des Stroms und besitzen sämtliche Energieleitungen. Damit können sie die Preise diktieren. Wer die Strompreise dauerhaft stabilisieren oder gar senken will kommt also nicht umhin, die Macht der Energiekonzerne zu brechen.
Die EU hat das erkannt. Die Kommission will die Versorger zwingen, ihre Leitungsnetze zu verkaufen. Das würde kleineren Anbietern den Zugang zum Strommarkt erleichtern. Bislang halten die vier Platzhirsche ihre Konkurrenten auf Abstand, indem sie von ihnen überhöhte Gebühren für die Netznutzung verlangen.
Der Druck aus Brüssel ist so groß, dass einige Konzerne freiwillig angeboten haben, sich von ihren Leitungen zu trennen. Dies würde den Wettbewerb forcieren und die Preise dämpfen. Doch die Bundesregierung blockiert bislang alle Versuche der EU, eine solche Entflechtung auch durchzusetzen. Sie befürchtet, dass die hiesigen Anbieter gegenüber der europäischen Konkurrenz ins Hintertreffen geraten.
Vor dem Hintergrund der Preistreiberei der Versorger ist so viel Rücksichtsnahme nicht angebracht. Zumal sich die Gewinne der Energielobby in den letzten Jahren verdreifacht haben. Die Koalition braucht beim Thema Strompreise also dringend mehr Biss. Nicht zuletzt den Millionen Verbrauchern zuliebe.