FRAKTIONEN
2007 hat der Bundestag die Gesetzgebung verschärft. Zufrieden sind die Sportpolitiker aber noch nicht
Doping steht seit Jahren weit oben auf der sportpolitischen Agenda. Im vergangenen Jahr nun hat der Gesetzgeber gehandelt. Am 1. November 2007 trat das "Gesetz zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport" in Kraft. Der Besitz einer nicht geringen Menge Dopingmittel, so die Formulierung, ist seitdem verboten. Ein Straftatbestand ist Doping allerdings weiterhin nicht.
Bei Verbänden und Politikern scheint die Meinung klar: Doping muss scharf sanktioniert werden. Und doch gibt es Unterschiede zwischen den im Bundestag vertretenen Parteien:
Die Unionsfraktion will in einigen Jahre prüfen lassen, ob nach der Verabschiedung des "Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport" die neuen Vorschriften greifen. Wichtig sei die Zusammenarbeit der Sportverbände mit der NADA und den Strafverfolgungsbehörden. Falls Empfänger von Fördermitteln des Bundes ihre Verpflichtungen zu Dopingbekämpfung nicht einhalten würden, müssten die Gelder zurückgezahlt werden.
Der Bund sei bereits der größte Finanzier des Anti-Doping-Systems, so die SPD-Fraktion. "Wir werden aber darauf drängen, dass sich auch die Bundesländer, die Sportorganisationen und Sponsoren zu ihrer moralischen Verpflichtung bekennen", betont die sportpolitische Sprecherin der Fraktion, Dagmar Freitag. Nur so könnten sie ihrer Verantwortung für ein funktionierendes Kontrollsystem gerecht werden. Auch bei der Bundesförderung wollen die Sozialdemokraten ansetzen: Der Bund soll nur an Verbände Geld zahlen, die das nationale Sportschiedsgericht in Köln anerkennen. Dorthin sollen sämtliche Dopingverfahren übertragen werden.
Laut FDP-Fraktion kann der autonome Sport am effektivsten gegen Dopingsünder vorgehen. Die Probleme im Anti-Doping-Kampf würden sich nicht durch ein umfassendes Gesetz, sondern eher durch eine verbesserte Praxis der Dopingkontrollen sowie Forschung und Aufklärung mildern lassen. Die dafür zur Verfügung stehenden Mittel müssten kontinuierlich aufgestockt werden, so die Liberalen. Zudem solle vermehrt auf innovative Testmethoden gesetzt werden.
Mindestens 200.000 Freizeitsportler würden regelmäßig zu Präparaten greifen, um ihre Leistung zu steigern, so die Linksfraktion. Einzig die Pharmaindustrie gewinne dabei. Länder, Kommunen, Sportorganisationen und die private Wirtschaft sollten eine Kampagne in Schulen, Sportvereinen, Freizeiteinrichtungen und kommerziellen Sporteinrichtungen gegen Doping starten. Das vom Bundestag im vergangenen Jahr beschlossenen Gesetz greife zu kurz: Der Versuch, den dopenden Sportler als Täter in den Mittelpunkt zu stellen, müssen scheitern.
"Doping sollte endlich als strafrechtlich relevanter Sportbetrug geahndet werden", fordert Winfried Hermann, sportpolitischer Sprecher von Bündnis90/Die Grünen. Sportförderung für belastete Verbände und Einrichtungen müssten gestoppt werden. Außerdem sollen, so eine weitere Forderung, missbräuchlich verwendete Steuergelder zurückgefordert werden.
Der Autor ist freier Journalist in Mainz.